Golden Globes Fatih Akin: Sehr surreal, sehr schön
Berlin (dpa) - Bei den Golden Globes wurde Fatih Akins NSU-Drama „Aus dem Nichts“ in der Nacht zu Montag mit dem Preis für den besten Auslandsfilm geehrt.
Das Werk mit Hollywoodstar Diane Kruger in der Hauptrolle erzählt von einem Anschlag, bei dem ein Türke und dessen Sohn ums Leben kommen. Die Nachrichtenagentur dpa erreicht den 44 Jahre alten Regisseur kurz nach der Globe-Verleihung am Montag per Telefon in Los Angeles.
„Wahnsinn! Unglaublich, ich kann es gar nicht fassen“, sagt er als erstes - und erzählt, dass das Werben für den Film auch harte Arbeit ist.
Frage: Herzlichen Glückwunsch zu dem Preis!
Antwort: Wahnsinn! Unglaublich, ich kann es gar nicht fassen! Krass, krass! (...) Ich hab das nicht erwartet, ganz ehrlich. Ich bin nicht hierher gekommen mit der Erwartung, das Ding zu kriegen, ganz ehrlich nicht. Ich war einfach froh, nominiert zu sein. Und als dann (bei der Preisverleihung) der Name des Films genannt wurde, hab ich gedacht „Das kann doch nicht wahr sein!“. Ich denke die ganze Zeit nur „Das darf doch nicht wahr sein!“ (...) Es ist sehr surreal gerade, aber schön, sehr schön!
Frage: Die Preisgala ist gerade erst vorbei. Haben Sie schon Ihre Familie in Hamburg angerufen?
Antwort: Es ist ja noch mitten in der Nacht. Ich habe aber meine Frau angerufen und sie geweckt. Sie konnte es auch nicht glauben. Unglaublich!
Frage: Wissen Sie schon, wo Sie den Preis hinstellen werden?
Antwort: Ach, ich mache mir da nicht so viel draus - der kommt in mein Büro, zu den anderen Preisen. Ich bin da kein Fetisch-Typ. (...) Der kommt einfach ins Büro zu dem Goldenen Bären und den anderen Dingern auch.
Frage: Wie schwer ist der Golden Globe eigentlich?
Antwort: Der ist schwer. Ich kann damit Bodybuilding machen, so schwer ist das Scheiß-Ding!
Frage: Wie wichtig ist so ein großer internationaler Preis für den Film, um das Thema NSU im In-, aber auch im Ausland in Erinnerung zu behalten?
Antwort: Ich denke, dass so ein Preis die Aufmerksamkeit auf den Film lenkt und den Film nochmal attraktiver macht für Zuschauer. (Wenn die) den Film gucken und die Parallelen zum NSU sehen, bleibt es (das Thema) im Bewusstsein der Zuschauer aktiv. Also: Es geht darum, das im Bewusstsein aktiv zu halten. Das ist das Wichtigste und Beste an so einem Preis.
Frage: Wie feiern Sie denn heute noch?
Antwort: Wie man halt so feiert! Man trinkt, man tanzt...
Frage: Und was steht danach an? Vielleicht etwas Sightseeing in Hollywood?
Antwort: Sightseeing? Was denn für Sightseeing? Ich muss hier arbeiten! Ich muss morgen früh nach Palm Springs zum Festival. Da läuft der Film auch. Das ist wichtig, weil da viele Academy-Mitglieder sind. (...) Und dann habe ich noch ein Academy-Screening am Dienstagabend in Los Angeles; und am Mittwoch komme ich wieder zurück.
Frage: Haben Sie als nächstes die Oscars im Blick?
Antwort: Ich habe gar nichts im Blick. Ich versuche einfach, dass der Film so viel Aufmerksamkeit wie möglich kriegt. Das ist auch harte Arbeit! Dieses Hin- und Herfliegen und Klinken-Putzen (...) Ich mach's auch gerne, das ist echt eine Erfahrung, aber das ist auch echt Aufwand. Ich will mich aber nicht beklagen - wie oft hat man das schon?
ZUR PERSON: Der Regisseur Fatih Akin, 44, gehört zu den erfolgreichsten Filmemachern seiner Generation in Deutschland. Seinen internationalen Durchbruch feierte der Sohn türkischer Eltern 2004 mit dem Drama „Gegen die Wand“ um eine junge Türkin in Deutschland, die gegen die Moralvorstellungen ihrer Familie rebelliert. Akin, der auch als Produzent und Drehbuchautor arbeitet, drehte außerdem Werke wie „Soul Kitchen“, „Tschick“ und die Doku „Crossing The Bridge - The Sound of Istanbul“. In Cannes wurde der in Hamburg lebende Regisseur 2007 mit dem Preis für das beste Drehbuch (für „Auf der anderen Seite“) ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr gewann Diane Kruger für ihre Rolle in „Aus dem Nichts“ den Cannes-Preis als beste Schauspielerin. Der Film startete im November in den deutschen Kinos.