Fragen und Antworten zum Benzinpreis
Berlin (dpa) - Die Autofahrer haben ein teures Jahr hinter sich. Der Benzinpreis verharrte konstant auf relativ hohem Niveau. Die Einführung des Kraftstoffs E10 mit einem höheren Anteil von Biokraftstoff könnte die Preise hochtreiben.
Fragen und Antworten:
Wie ist das Jahr an den Tankstellen gelaufen?
Für die Autofahrer schlecht. Benzin kostete über den größten Teil des Jahres zwischen 1,37 und 1,45 Euro je Liter, so wie Rohöl zwischen 70 und 85 Dollar je Barrel (159 Liter) kostete. Der Dezember war der teuerste Monat - Rohöl kostet mehr als 90 Dollar und der Liter Benzin an manchen Tagen 1,50 Euro. Für Diesel sind bis zu 1,35 Euro zu bezahlen. Der ADAC erwartet, dass der Benzinpreis 2010 im Durchschnitt des Jahres höher lag als im Rekordjahr 2008.
Haben die Konzerne davon profitiert?
Der Markt war im abgelaufenen Jahr unverändert von starkem Wettbewerb geprägt, der Marktführer Aral/BP zählte bis zum Montag insgesamt 362 Preiserhöhungen und -senkungen. Manchmal verändern sich die Preise an den Stationen mehrfach täglich. Nach Einschätzung des Energie- Informationsdienstes EID lagen die Bruttomargen der Mineralölkonzerne bei mehr als zehn Cent je Liter und damit deutlich höher als im Vorjahr. Darin seien aber noch nicht zusätzliche Kosten für die Beimischung von Biosprit enthalten. Bruttomargen sind nicht identisch mit Gewinnen, die Unternehmen müssen daraus auch ihre Vertriebskosten und Steuern finanzieren. Dennoch dürften laut EID die meisten Tankstellenfirmen in diesem Jahr mit dem Kraftstoffgeschäft zufrieden sein. Die Raffinerien verdienten dagegen kaum Geld.
Werden die Preise im nächsten Jahr mal wieder sinken?
Das ist möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. Die beiden wesentlichen Faktoren für den Benzinpreis sind der Rohölpreis und der Euro/Dollarkurs. Von beiden ist keine Entlastung zu erwarten. Die meisten Wirtschaftsforschungsinstitute, Banken und Branchenkenner erwarten wieder einen Ölpreis von 70 bis 90 Dollar je Barrel im nächsten Jahr. Einige Schwarzmaler befürchten schon wieder Preise von 100 Dollar und mehr, wie im Jahr 2008. Der Dollarkurs, der zuletzt auch schlecht lief für den deutschen Autofahrer, könnte sich dort stabilisieren, wo er heute steht. Damit wären die Rahmenbedingungen im nächsten Jahr ähnlich wie in diesem Jahr. Dazu kommt die Einführung des neuen Kraftstoffs E10 mit einem Ethanol-Gehalt von zehn statt bisher fünf Prozent.
Wird E10 das Tanken teurer machen?
Die Mineralölwirtschaft hält sich zu dieser Frage bedeckt, aber es ist gut möglich. Zum einen muss die Branche hohe Millionenbeträge für die Umrüstung von Tankstellen und Zapfsäulen, zusätzliche Logistik und den Mischprozess in der Raffinerie aufbringen. Das schlägt auf der Kostenseite zu Buche. Zudem müssen die Ölkonzerne Ethanol auf dem Weltmarkt kaufen. Es ist teurer als Benzin und hat einen um ein Drittel geringeren Energiegehalt. Allein dadurch liegt rechnerisch der Benzinverbrauch bei E10 im Schnitt um drei Prozent höher als bei Benzin ohne Bio-Anteil. Ein Autofahrer, der für eine lange Fahrstrecke bislang 70 Liter Sprit kaufen musste, braucht und bezahlt nun 72 Liter. Die Hersteller der Bio-Kraftstoffe bestreiten, dass ihr Sprit die Preise hochtreibt.
Wird sich E10 dann überhaupt durchsetzen?
Ja, weil ausreichend staatlicher Zwang dahinter steht. Die Ölkonzerne sind gesetzlich verpflichtet, einen steigenden Anteil an Bio- Kraftstoffen zu vermarkten. Jeder Liter, der fehlt, kostet sie drastische Strafgelder. Deshalb haben sie ein hohes Interesse daran, dass die Autofahrer E10 tanken. Shell, Aral, Esso und Co. müssen aber auch noch das bisherige Benzin mit fünf Prozent Ethanol bereithalten, weil nicht alle Autos E10 vertragen. Um den Absatz von E10 zu befördern, müssten die Konzerne es billiger anbieten als Benzin mit weniger Ethanol beziehungsweise den Preis für das bisherige Benzin heraufsetzen. Da mit einer solchen Situation keine Erfahrungen vorliegen, ist die Entwicklung im neuen Jahr noch unklar.