Fragen & Antworten: Zweitstimmenkampagne für die FDP

Berlin (dpa) - Die Bundestagswahl am 22. September wird für die FDP zur Schicksalswahl. Nach der Schlappe in Bayern setzt sie nun auf Zweitstimmen von der Union. CDU und CSU lehnen das strikt ab.

Warum will die FDP eine Zweitstimmenkampagne führen?

Für die Wahl zum Bundestag hat jeder Wähler zwei Stimmen. Mit der Erststimme wählt man den Direktkandidaten. Die Zweitstimme entscheidet darüber, wie stark eine Partei im Bundestag vertreten ist. Wählt nun ein Anhänger der Union mit der Erststimme die CDU und gibt die Zweitstimme der FDP, spricht man von einer Leih- oder Stützstimme. Aus Sicht von Infratest-dimap-Chef Richard Hilmer macht das Vorgehen für die FDP großen Sinn. „Sie liegt in unseren Umfragen seit Wochen nur bei 5 Prozent, muss also bangen. Da kommt jede 'Leihstimme' von CDU/CSU-Wählern gelegen, weil sie den Einzug in den Bundestag sichern könnte.“

Warum unterstützt die Union die FDP nicht - es geht doch um die schwarz-gelbe Koalition?

Wahlforscher Hilmer sagt dazu: „Jede 'Leihstimme' von CDU/CSU-Wählern geht der Union am Ende ab und schwächt die Union — siehe die jüngste Landtagswahl in Niedersachsen.“ Auch entfalle diesmal aufgrund des neuen Wahlrechts weitestgehend der Effekt von Überhangmandaten zugunsten der Union, da diese nun ausgeglichen werden. Bei der niedersächsischen Landtagswahl im Januar wurde das Wahlergebnis der FDP durch CDU-Leihstimmen mehr als verdoppelt, so dass sie für eine schwarz-gelbe Koalition am Ende insgesamt fehlten - der SPD-Kandidat Stephan Weil wurde Ministerpräsident.

Gab es schon mal Zweitstimmenkampagnen?

Nach Aussagen von Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider „immer dann, wenn es knapp wird für die FDP“. 1983 war es ein offenes Dankeschön der CDU an die FDP, die im Herbst 1982 die sozial-liberale Koalition aufgekündigt hatte. Auch 1994 halfen taktische CDU-Wähler der FDP, ebenso 2005.

Gab es bei der vergangenen Bundestagswahl taktische Wähler?

Das Ausmaß des Stimmensplittings erreichte bei der Bundestagswahl 2009 mit 26,4 Prozent einen Höchstwert. Besonders die FDP-Wähler splitteten damals ihre Stimmen: Über 55 Prozent wählten mit der Erststimme eine andere Partei, dabei vornehmlich CDU oder CSU. Im Gegenzug vergaben knapp 18 Prozent der Erststimmenwähler der CDU ihre Zweitstimme an die FDP.