Hintergrund: Die Macht der Wechselwähler in Frankreich
Paris (dpa) - Im Rennen um die nächste französische Präsidentschaft könnten Wechselwähler am Sonntag das Zünglein an der Waage spielen. Im ersten Wahlgang am 22. April stimmten nur etwas mehr als die Hälfte der Wähler für Nicolas Sarkozy oder François Hollande.
Rund 44 Prozent votierten hingegen für Außenseiter wie die Rechtspopulistin Marine Le Pen (18 Prozent), Linksfront-Chef Jean-Luc Mélenchon (11 Prozent) oder den Zentrumspolitiker François Bayrou (9 Prozent). Diese 15,9 Millionen Franzosen müssen sich jetzt am Sonntag umorientieren, wenn sie sich nicht zur Gruppe der Nichtwähler gesellen wollen.
Als unwahrscheinlich gilt bislang nur, dass Mélenchon-Wähler in großer Zahl für Sarkozy stimmen. Dieser hat zur Abwahl des amtierenden Staatschefs aufgerufen. Front-National-Chefin Le Pen gab hingegen keine Empfehlung ab und erklärte, sie selbst werde einen leeren Stimmzettel abgeben. Bayrou wollte sich erst nach der TV-Debatte an diesem Mittwochabend äußern.
Weitere große Unbekannte ist das Verhalten derjenigen 9,4 Millionen Wahlberechtigten, die in der ersten Runde gar nicht abstimmten. Theoretisch können auch sie das Wahlergebnis am Sonntag kippen. In der ersten Wahlrunde lag der sozialistische Herausforderer Hollande nur mit rund 519 000 Stimmen Vorsprung vor dem konservativen Sarkozy. Hollande kam damals auf 28,6 Prozent, Sarkozy auf 27,2 Prozent.