Hintergrund: Die Muslimbruderschaft
Berlin (dpa) - Ihr ursprüngliches Ziel war eine Reform der Gesellschaft nach islamischen Moralvorstellungen. Die Muslimbruderschaft wurde 1928 von dem ägyptischen Volksschullehrer Hassan al-Banna (1906-1949) gegründet.
Die ägyptischen Eliten in Politik und Wirtschaft galten den Muslimbrüdern als korrupt, dekadent und pro-westlich, die Geistlichen im Staatsdienst als unglaubwürdig. Erklärtes Ziel war daher die Errichtung eines islamischen Staates mit islamischer Rechtsprechung (Scharia).
In ihren Anfängen traten die Muslimbrüder militant auf, später schworen sie der Gewalt ab. In Ägypten blieben sie lange verboten und arbeiteten im Untergrund. Der Sturz von Langzeitpräsident Husni Mubarak 2011 eröffnete den Muslimbrüdern jedoch neue Möglichkeiten. Im Juni 2012 gewann ihr Kandidat Mohammed Mursi die Präsidentenwahl.
Einfluss hatte die Bruderschaft in Ägypten auch wegen ihres sozialen Engagements gewonnen. Nach Mursis Amtsantritt aber wuchs der Unmut in der Bevölkerung, weil sich die wirtschaftliche Lage weiter verschlechterte. Zudem mussten sich die Islamisten vorhalten lassen, sie seien ebenso undemokratisch und korrupt wie seinerzeit Mubarak. Nach Massenprotesten setzte die Armee Mursi Anfang Juli ab. Zwischen Anhängern und Gegnern tobt seitdem ein blutiger Machtkampf. Mursi sitzt an einem unbekannten Ort in Untersuchungshaft.