Hintergrund: Die Ursachen des Nahost-Konflikts
Tel Aviv (dpa) - Juden und Araber kämpfen um denselben Landstreifen zwischen Jordan und Mittelmeer. Als 2002 israelische Truppen das Hauptquartier von Palästinenserpräsident Jassir Arafat in Ramallah belagerten, forderte Israels damaliger Regierungschef Ariel Scharon diesen auf, ins Exil zu gehen.
Doch Arafat konterte: „Ist das mein Heimatland oder seins? Wir (Palästinenser) waren hier vor dem Propheten Abraham. Kennen die Israelis die Geschichte nicht?“
Doch, verkündete das israelische Außenministerium und erklärt auf seiner Internetseite: Die palästinensische Nationsbildung habe erst am Anfang des 20. Jahrhunderts begonnen. Aber schon mit der Siedlung des jüdischen Propheten Abraham in Kanaan im 17. Jahrhundert vor Christus sei das jüdische Volk eine „Nation“ geworden.
400 Jahre später führte Moses die in ägyptische Sklaverei geratenen Israeliten zurück in das ihren Vätern verheißene Land. Dort lebten sie bis zur Zerstörung ihres Tempels in Jerusalem im Jahr 70 nach Christus durch die Römer und ihrer Vertreibung in die Diaspora.
Seitdem ersehnten Juden ihre Rückkehr nach „Eretz Israel“. An ihrem Pessach-Fest in Erinnerung an den Auszug aus Ägypten wünschen sie sich traditionell: „Nächstes Jahr in Jerusalem!“. Doch Jahrhunderte lang blieb es ein Traum.
Als Reaktion auf einen wachsenden Antisemitismus in Europa mit Pogromen im zaristischen Russland entstand die zionistische Bewegung für den Erhalt des bedrohten Judentums. Theodor Herzl, Initiator der 1897 gegründeten Zionistischen Weltorganisation, erklärte in seiner Schrift „Der Judenstaat“ die „Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina“ zum zentralen Ziel.
Die geplante Ansiedlung von Juden als „Ackerbauern, Handwerker und Gewerbetreibende“ in Palästina scheiterte zunächst am Widerstand des dort herrschenden Osmanischen Reiches. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Palästina als Mandatsgebiet des Völkerbundes britischer Verwaltung unterstellt.
Bereits 1917 hatte Londons Außenminister James Balfour englischen Zionisten die Unterstützung seiner Regierung für „die Schaffung einer nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk“ zugesichert. Während des Zweiten Weltkrieges konnten sich nur wenige Juden vor dem Holocaust nach Palästina retten, bis zu sechs Millionen wurden ermordet. Der politische Druck auf London wuchs. Um die Interessen von Arabern und Juden gleichermaßen sicherzustellen, sollte das Mandatsgebiet geteilt werden.
Am 29. November 1947 entschied sich die UN-Vollversammlung in der Resolution 181 für die Aufteilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat. Jerusalem sollte unter internationale Kontrolle gestellt werden. Doch die Araber lehnten ab. Sie monierten, dass die Minderheit von 600 000 Juden 56,5 Prozent des Mandatsgebiets mit vielen fruchtbaren Böden bekommen sollte, während die Mehrheit von 1,2 Millionen Arabern mit 43,5 Prozent abgefunden werden sollte.
Bereits am folgenden Tag gab es Unruhen mit einigen Toten. Viele Opfer sollten folgen. Am 14. Mai 1948 proklamierte David Ben Gurion den Staat Israel. Die Armeen fünf arabischer Länder überschritten daraufhin die Grenzen, wurden aber zurückgeschlagen. Mindestens 730 000 Palästinenser flohen oder wurden vertrieben - für sie ist es „al-Nakba“, die Katastrophe. Im Sechs-Tage-Krieg 1967 eroberte Israel auch das Westjordanland und Ost-Jerusalem. Über eine Million Palästinenser gerieten unter israelische Besatzung, erneut flohen Hunderttausende.
Bis heute leben rund fünf Millionen Flüchtlinge und deren Nachkommen in den Palästinensergebieten und Nachbarländern. Ihr verweigertes Rückkehrrecht nach Israel ist ein Haupthindernis für eine Friedensregelung. Dazu kommt die umstrittene künftige Grenze zwischen Israel und Palästina. Beide Seiten beanspruchen Jerusalem als Hauptstadt ihres Staates. Eine hohe Hürde sind auch die israelischen Siedler im Westjordanland. Sie sehen sich aber nicht als Fremdkörper im Palästinensergebiet. Leben sie doch nach ihrem Verständnis in Judäa und Samaria, dem Land ihrer Vorväter.