Hintergrund: Durchwachsene Erfahrungen mit Stresstests
Frankfurt/Main (dpa) - Mit Stresstests überprüfen Aufseher weltweit, welche Überlebenschancen Banken im Krisenfalls haben. Die Erfahrungen sind durchwachsen:
- Beim europaweiten Stresstest 2010 fielen nur Institute durch, von denen man dies erwartet hatte - etwa der mit Steuermilliarden gerettete Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE). Wasser auf die Mühlen der Kritiker war, dass kurz nach dem Test zunächst unauffällige irische Banken mit Milliardenbeträgen vom Staat gerettet werden mussten. Irland schlüpfte hauptsächlich wegen dieser Last als erstes EU-Land unter den europäischen Rettungsschirm.
- Im Sommer 2011 stellte die junge europäische Bankenaufsicht EBA unter den deutschen Instituten ausgerechnet die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) an den Pranger, weil sie aus formalen Gründen gewisse Einlagen des Landes Hessen nicht anerkannte. Dabei ist die Helaba eine der wenigen Landesbanken, die ohne Blessuren und Rettungsmilliarden durch die Krisen kam. Glänzend schnitt dagegen die belgisch-französische Dexia-Bank ab, musste aber wenig später als erstes großes Opfer der Euro-Schuldenkrise zerschlagen werden.
- Beim Test 2012 gab es Streit zwischen der EBA und den nationalen Aufsichtsbehörden. Deswegen verzögerte sich die Veröffentlichung der Ergebnisse mehrfach. Bundesbank und deutsche Banken drangen darauf, dass die Londoner Behörde nicht zu strenge Kriterien anlegt und damit die Lage der mit der Schuldenkrise kämpfenden Institute verschärft.
- Experten meinen, die USA hätten es 2009 mit ihrem ersten Stresstest besser gemacht: Die US-Regierung nahm die 19 größten Geldinstitute im Land unter die Lupe, 10 davon mussten auf Anordnung von Finanzministerium und Notenbank schnell, viel neues Kapital aufnehmen. Wer sich Geld nicht am Markt beschaffen konnte, musste gigantische Staatshilfen akzeptieren.
- Der aktuelle Stresstest von Europäischer Zentralbank (EZB) und Bankenaufsicht EBA dient der Vorbereitung der europäischen Bankenunion. Einer der Pfeiler: Eine gemeinsam Aufsicht über die wichtigsten Banken unter dem Dach der EZB ab 4. November.