Hintergrund: Russische Regierungskritiker leben gefährlich
Moskau (dpa) - Eine Reihe von Kritikern der russischen Regierung ist gewaltsam ums Leben gekommen oder starb unter dubiosen Umständen. Einige prominente Fälle:
BORIS BERESOWSKI: Der russische Oligarch und einstige Multimillionär wird im März 2013 tot in seinem Haus in Ascot bei London aufgefunden. Er galt als Intimfeind von Kremlchef Wladimir Putin und unterstützte die russische Opposition finanziell. Eine Obduktion ergibt, dass Beresowski durch Strangulieren starb. Im März 2014 erklärt ein Richter, dass nicht zweifelsfrei festgestellt werden könne, ob er sich das Leben nahm oder umgebracht wurde.
SERGEJ MAGNITSKI: Der schwer kranke Anwalt stirbt im November 2009 qualvoll in seiner Gefängniszelle, ohne dass Ärzte ihm helfen. Er war wegen angeblicher Steuervergehen in Untersuchungshaft gekommen, nachdem er massive Korruptionsvorwürfe gegen Behörden erhoben hatte. Menschenrechtler sowie Hinterbliebene werfen den Behörden vor, ihn gefoltert zu haben. Für seinen Tod wird niemand zur Rechenschaft gezogen. Der Fall sorgt international für Empörung. 2013 spricht ein Gericht Magnitski posthum wegen Steuerbetrugs schuldig.
NATALJA ESTEMIROWA: Die Menschenrechtsaktivistin wird im Juli 2009 in der russischen Konfliktregion Nordkaukasus erschossen aufgefunden. Die Mitarbeiterin der Organisation Memorial galt als Kämpferin für die Menschenrechte im Nordkaukasus. Mit kritischen Berichten über das Verschwinden von Zivilisten in Tschetschenien hatte sie sich wiederholt den Zorn der moskautreuen Machthaber zugezogen.
ALEXANDER LITWINENKO: Der russische Ex-Geheimagent stirbt im November 2006 in einem Londoner Krankenhaus. Er war kurz vorher vermutlich beim Teetrinken in einem Hotel mit dem hochgiftigen, radioaktiven Polonium 210 vergiftet worden. Im Sterben macht er Putin für seinen Tod verantwortlich. Der Kreml weist die Vorwürfe zurück. Litwinenko hatte sich mit dem Kreml überworfen, war nach Großbritannien ausgewandert und hatte später auch für den britischen Geheimdienst MI6 gearbeitet.
ANNA POLITKOWSKAJA: Die Journalistin und Regierungskritikerin wird im Oktober 2006 in Moskau erschossen. Sie hatte für die kremlkritische Zeitung „Nowaja Gaseta“ vor allem aus der Teilrepublik Tschetschenien über Menschenrechtsverletzungen durch russische und tschetschenische Sicherheitskräfte berichtet. Der Mord löst international Bestürzung aus. 2014 verurteilt ein Moskauer Gericht fünf aus Tschetschenien stammende Männer zu langjährigen Strafen. Die Drahtzieher des Verbrechens sind bis heute aber nicht bekannt.