Hintergrund: Schottland und Wales mit eigenen Interessen

London (dpa) - Ein Teil von Großbritanniens Regionen sehen den EU-Boykott von Premierminister David Cameron kritisch. Zumindest Schottland und Wales haben eigene Interessen, die von der harten Haltung Westministers in Brüssel beeinträchtigt werden könnten:

SCHOTTLAND: Schottland wird von der linksliberalen Schottischen Nationalpartei regiert, die ohnehin mehr Eigenständigkeit - am besten sogar Unabhängigkeit - von London will. Ministerpräsident Alex Salmond befürchtet, Cameron kann mit seiner Haltung bewirken, dass Großbritannien bei wichtigen, auch Schottland betreffenden EU-Entscheidungen nicht mehr am Tisch sitzen. Dabei geht es dem ölreichen Schottland um Umweltschutzrichtlinien genauso wie um Energiepolitik und Fischereiangelegenheiten. Für das Milliarden-Geschäft mit schottischem Whisky ist die EU einer der wichtigsten Absatzmärkte.

WALES: Die Exporte in die EU und die Eurozone sind auch in Wales die größte Sorge. Wales hatte nach dem Niedergang der Bergbauindustrie seit den 1980er Jahren eine große Zahl von ausländischen Unternehmen, vor allem aus den USA, angezogen, die mit der Eurozone Handel treiben. Die früher vom Kohlebergbau geprägte Region ist froh, auf diese Weise Arbeitsplätze und einen gewissen Wohlstand geschaffen zu haben und fürchtet nun um das Erreichte.

NORDIRLAND: Der Chef der nordirischen Regionalregierung, Peter Robinson, ist euroskeptisch. Er gab Cameron am Montag Rückendeckung. Zwar gehöre Nordirland zu den Profiteuren der EU. Großbritannien als Ganzes müsse aber mehr einzahlen, als es herausbekomme. Nordirland wird derzeit von einer Koalition aus pro-britischen Unionisten und der pro-irischen, katholischen Sinn-Fein-Partei regiert. Auch diese ist eher euroskeptisch. Vize-Parteichefin Mary Lou McDonald warnte vor noch größerem Einfluss „nicht gewählter Eurokraten“.