Hintergrund: Schwere Unruhen nach Staatsbankrott von 2001
Buenos Aires (dpa) - Vor gut zwölf Jahren ging Argentinien pleite, soziale und politische Verwerfungen folgten. Unruhen erschütterten das Land. Der große Unterschied zur jetzigen Krise: Damals hatte der Staat kein Geld mehr, die Bürger waren unmittelbar betroffen.
Heute hingegen geht es vor allem um die Frage, wie das Land mit amerikanischen Hedgefonds umgeht, die im Zusammenhang mit der damaligen Staatspleite Milliarden einfordern.
Ein Rückblick auf die Staatspleite 2001:
In den 90er Jahren litt Argentinien unter einer schweren Wirtschaftskrise. Bis 2001 waren fast 60 Prozent der Bevölkerung unter die Armutsgrenze gerutscht. Die Auslandsschulden von damals umgerechnet 169 Milliarden Euro konnte das Land Ende des Jahres nicht mehr bedienen. In zwei Wochen lösten sich vier Staatschefs nacheinander im Amt ab, die Arbeitslosigkeit stieg drastisch an.
Vor dem finanziellen Zusammenbruch sorgte eine starke Kapitalflucht für Probleme. Der Internationale Währungsfonds (IWF) verweigerte einen neuen Kredit, weil die Regierung nicht das angestrebte Null-Defizit erreicht hatte. Das spitzte die Situation weiter zu. Der damalige Wirtschaftsminister Domingo Cavallo ließ alle Bankkonten sperren, Privatpersonen durften nur 250 Pesos (gleich Dollar) pro Woche abheben.
Die Bevölkerung ging auf die Straßen: Banken wurden blockiert, Supermärkte geplündert. „Que se vayan todos“ („Alle sollen gehen“) skandierten die Menschen an die Adresse des gesamten politischen Establishments. Die Regierung rief den Notstand aus, erreichte damit aber nur, dass sich noch mehr Demonstranten den Protesten anschlossen. Um die 40 Menschen kamen dabei ums Leben.
Am 20. Dezember entschloss sich der isolierte Präsident De la Rúa, das Boot zu verlassen. Mit einem Hubschrauber flüchtete er von der Terrasse des Regierungsgebäudes aus, nachdem er seinen Rücktritt unterzeichnet hatte.
Mehrere Interimspräsidenten lösten sich in rascher Folge im Amt ab. Einer von ihnen, Adolfo Rodríguez Sáa, erklärte im Dezember 2001 den Staatsbankrott, also die Zahlungsunfähigkeit Argentiniens. Zugleich verfügte er eine Abwertung des Peso von 65 Prozent, der zuvor zehn Jahre im Verhältnis Eins zu Eins an den Dollar gekoppelt war.
Was das bedeutet zeigt eine kleine Rechnung: Wer sich in Dollar verschuldet hatte, stand plötzlich vor einem viel größeren Schuldenberg. Denn 1000 Dollar entsprachen nach der Abwertung um 65 Prozent nicht mehr 1000 Pesos, sonders mehr als 2850 Pesos - das heißt, in der Landeswährung gerechnet haben sich die Schulden über Nacht fast verdreifacht.