Hintergrund: Thüringer Heimatschutz und „Operation Rennsteig“
Erfurt (dpa) - In der Verfassungsschutz-Affäre spielt die „Operation Rennsteig“ eine Rolle. Ebenso geht es immer wieder um den „Thüringer Heimatschutz“. Eine kurze Erläuterung:
- „Thüringer Heimatschutz“ (THS) ist ein seit 1997 bekanntes Bündnis von Neonazi-„Kameradschaften“, das aus einer 1994 entstandenen „Anti-Antifa Ostthüringen“ hervorging. Beobachter registrierten insgesamt bis zu etwa 200 Mitglieder in Gruppen wie der sehr kleinen „Kameradschaft Jena“ mit Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe sowie einigen ihrer späteren Thüringer Unterstützer.
Führender Kopf des THS war Tino Brandt, der wie viele andere Kameradschaftler ab 1999 zur NPD kam und Landesvize wurde. Gegen ihn und andere THS-Aktive ermittelte bis 1997 erfolglos eine Soko des Landeskriminalamtes wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung. Brandt war seit 1994 V-Mann des Verfassungsschutzes und wurde 2001 enttarnt. Ab 2002 registrierten Behörden keine THS-Aktivitäten mehr.
- Mit der nach dem Kammweg des Thüringer Waldes benannten „Operation Rennsteig“ wollten Geheimdienste unter Führung des Bundesamtes für Verfassungsschutz von 1997 bis 2003 mehr über den THS erfahren. Dazu gewannen sie nach bisherigen Informationen mindestens acht V-Leute mit Tarnnamen wie „Treppe“, „Tusche“ oder „Tarif“. Nachdem die Mitglieder des Bundestags-Untersuchungsausschusses Klarnamen sehen durften, erklärten sie, dass keiner der V-Leute dem Zwickauer Terrortrio angehörte.
- Das Kürzel NSU für Nationalsozialistischer Untergrund wählte das Trio nach bisherigen Erkenntnissen spätestens 2001 für sich. Schon 1998 hätten sie beschlossen, bewaffnet aus dem Untergrund zu agieren, um nach ihrer Diktion „Taten statt Worte“ sprechen zu lassen. Das NSU-Logo erschien in den ab 2001 erstellten Propagandavideos zu Bildern aus der Zeichentrickserie Paulchen Panther. 50 DVDs entstanden demnach 2007, wurden aber erst 2011 verschickt, als das Trio aufflog. Die Öffentlichkeit erfuhr das Kürzel NSU erst dann.