IfW: Griechische Wirtschaft nicht wettbewerbsfähig

Kiel (dpa) - Das von einer Staatspleite bedrohte Griechenland muss aus Expertensicht seine Wirtschafts- und Finanzpolitik völlig neu definieren.

In einem Krisentest für Griechenland, Portugal und Spanien kamen die Ökonomen Klaus Schrader und Claus-Friedrich Laaser vom Kieler Institut für Weltwirtschaft zu dem Schluss, dass alle drei Länder nur über schmerzhafte Strukturreformen einen Weg aus ihrer Krise finden können. Es spreche aus realwirtschaftlicher Sicht allerdings wenig für eine Dominotheorie, wonach bei einem Scheitern einer Griechenland-Rettung Länder wie Portugal und Spanien als nächste fallen würden, heißt es in der am Montag veröffentlichten Studie. Die Krisenmuster und -historien seien dafür ebenso zu unterschiedlich wie das Problemlösungspotenzial der Länder.

„Griechenland konnte seit seinem EU-Beitritt 1981 keine wettbewerbsfähigen Beschäftigungsstrukturen entwickeln, es fehlen vor allem Arbeitsplätze mit hohen Qualifikationsanforderungen“, stellten Schrader und Laaser fest. Ein dominanter Staatssektor und eine teils abgeschottete Privatwirtschaft hätten sich als nicht globalisierungstauglich erwiesen. Das relativ starke Wachstum während der letzten zehn Jahre habe vor allem auf staatlichem und privatem Konsum basiert, der mit geliehenem Geld finanziert wurde. Die Folge: Ein unkontrollierbarer Schuldenberg. Der Wegfall des billigen Geldes und der damit verbundene Nachfrage­Einbruch hätten Griechenland eine Rekordarbeitslosigkeit beschert, die kaum zu beherrschen sei.

Griechenland habe von den drei untersuchten Ländern die längste Reformagenda abzuarbeiten, um die enormen Produktivitätsprobleme in den Griff zu bekommen und ein exportgeleitetes Wachstum zu erzielen, analysierten die IfW-Experten. Umfassende Arbeitsmarktreformen, die Entwicklung einer Konsenskultur der Tarifpartner, eine Bildungsoffensive von kindlicher Früherziehung bis hin zu lebenslangem Lernen sowie die Privatisierung der Staatsunternehmen und bisher staatlicher Infrastruktur hoben die Forscher hervor.