Jurist Rainer Koch: Auf mühsamem Wege ganz nach oben beim DFB
Frankfurt/Main (dpa) - Jahrelang stand Rainer Koch nur in der Öffentlichkeit, wenn es um juristische Belange des deutschen Fußballs oder Angelegenheiten in Sachen Amateure ging.
Als Interimspräsident des Deutschen Fußball-Bundes ist der 56-Jährige mit dem markanten Schnauzer aber plötzlich auf allen TV-Kanälen zu sehen. Der Richter des Oberlandesgerichts München gilt als „Mann der Basis“, der sich hartnäckig nach oben gearbeitet hat.
Einen Karriereknick erlitten hatte Koch 2011 nach einem Streit mit dem damaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger im Schiedsrichter-Skandal um Manfred Amerell und Michael Kempter. Da wurde der Vizepräsident für Rechts- und Satzungsfragen plötzlich ins Ressort „Prävention, Integration sowie Freizeit- und Breitensport“ abgeschoben, ehe ihn Zwanziger-Nachfolger Wolfgang Niersbach wieder in seine angestammte Position zurückholte.
Im Sommermärchen-Skandal gilt Koch als unbelastet, weil er erst 2007 ins DFB-Präsidium rückte. Der gebürtige Kieler kickte einst für den Kirchheimer SC und TSV Poing, war Schiedsrichter und Jugendtrainer, ist seit 2004 Präsident des Bayerischen und seit 2011 Vorsitzender des Süddeutschen Fußball-Verbandes.
Profiliert hat sich Koch vor allem als Vorsitzender des DFB-Sportgerichts (1998 - 2007), dort arbeitete er unter anderem den Manipulationsskandal um Schiedsrichter Robert Hoyzer auf. Der Jurist sitzt für die SPD im Gemeinderat von Poing.
Auf die Frage, ob er sich bei einem DFB-Bundestag als Präsidentschaftskandidat stellen würde, antwortete Koch bislang nur ausweichend: „Ich habe Interesse daran, dass wir den Sachverhalt lückenlos und vollständig aufklären. Ich habe Interesse daran, dass der DFB weiter reibungslos funktioniert. Ich habe Interesse daran, gemeinsam mit Reinhard Rauball die Dinge geordnet zu regeln“, sagte er am Rande eines Diskussionsforums des Bayerischen Rundfunks. Zusammen mit dem Ligapräsidenten hat er die Amtsgeschäfte beim Weltmeister-Verband übernommen.
Immerhin nutzte Koch am Montag den Moment, als er nach Niersbachs Rücktritt in der Frankfurter DFB-Zentrale vor den Kameras stand, um gleich mal Pflöcke im Profilierungsfeld einzuschlagen. Erst erklärte er, dass sich der Verband jetzt näher mit den Umständen befassen müsse, unter denen die WM 2006 vergeben wurde. Wenig später forderte er im ZDF: Es sei „höchste Zeit“, dass Franz Beckenbauer als damaliger Präsident des Organisationskomitees Stellung beziehe.
Und dann machte er am Dienstag öffentlich, dass der „Kaiser“ vier Tage vor Vergabe der WM 2006 eine vertragliche Vereinbarung mit dem früheren FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner unterschrieben haben soll. Dabei seien dem damals Stimmberechtigten „diverse Leistungen“ von deutscher Seite zugesagt worden.