Kurzporträt Machtmensch Schröder soll es bei Tengelmann richten
Berlin (dpa) - Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) soll die Knoten bei Kaiser's Tengelmann zerschlagen. Die Voraussetzungen dafür bringt er mit: Im Poker um die politische Macht bewies der 72-Jährige häufig taktisches Geschick.
Mit Rot-Grün fuhr er im September 1998 seinen ersten Wahl-Sieg gegen den langjährigen CDU-Kanzler Helmut Kohl ein, der nicht abtreten wollte. Vor der Wahl 2002 schien die Niederlage von SPD und Grünen festzustehen. Doch Schröder schaffte die Trendwende, unter anderem mit seinem Nein zu den US-Plänen für einen Irak-Krieg. Er errang einen knappen Sieg gegen CSU-Parteichef Edmund Stoiber, damals Unionskanzlerkandidat.
Schröder war in der Politik immer auch Pragmatiker, der Freund und Feind durch plötzliche Schwenks verwirrte. Im Frühjahr 2003 kündigte er seine Reform-„Agenda 2010“ an - eine Anpassung des Sozialstaats an die veränderten Gegebenheiten. Damit stürzte er seine Sozialdemokraten in eine der schwersten Krisen ihrer Geschichte.
Nach dem Machtverlust zog es Schröder 2005 in die Wirtschaft. Bis heute bekleidet er Ämter bei dem Unternehmen, das den umstrittenen Ausbau der Ostsee-Gaspipeline von Russland nach Deutschland vorantreibt. Erfahrungen in Rettungsversuchen besitzt er auch: 1999 hatte er kurzfristig den angeschlagenen Frankfurter Holzmann-Konzern vor der Pleite bewahrt. Später ging dieser dann doch unter.