Merkel ringt um Klimaziele
Elmau (dpa) - Beim gemeinsamen Einsatz gegen den Klimawandel steht den G7-Staaten beim Gipfel in Elmau ein steiniger Anstieg bevor.
Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte ihre sechs Gipfel-Partner kurz vor Beginn des Treffens dazu auf, sich eindeutig zu dem Ziel zu bekennen, die Erderwärmung langfristig auf maximal zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Großbritanniens Premierminister David Cameron kündigte Rückendeckung für Merkel an. „Wir werden uns sehr unterstützend verhalten, um Fortschritte zu erzielen“, hieß es aus der Downing Street. Doch es bleiben offene Fragen im Kreis der Staats- und Regierungschefs.
Japan gilt im Kreis der G7 als unsicherer Kantonist. Premierminister Shinzo Abe stellte in Aussicht, in Elmau eine Reduzierung der Treibhausgase in seinem Land um 26 Prozent bis 2030 anzukündigen. Das schrieb Abe in einem Beitrag für das Online-Portal des US-Fernsehsenders CNN. Dazu soll die Nutzung von Solarenergie in Japan versiebenfacht und die Nutzung von Windkraft und Erdwärme vervierfacht werden. Dies soll zu einer Steigerung der Energieeffizienz um 35 Prozent führen, schrieb Abe.
Klimaschützer kritisieren die japanische Linie. „Statt 26 Prozent müsste die Reduzierung bei 40 bis 60 Prozent liegen“, forderte Kiri Hanks, Klimaexpertin von der Organisation Oxfam. Japan plane den Bau von bis zu 52 neuen Kohlekraftwerken. „Sie müssen ihre Pläne ändern“, sagte Hanks. Auch Greenpeace kritisierte die Ankündigung als Rückschritt. „Dies ist weniger, als Japan zuvor in Aussicht gestellt hatte“, sagte Greenpeace-Klimaexperte Tobias Müchmeyer. Generell verlangen die Umweltschützer als Fernziel eine komplette Stromgewinnung aus erneuerbaren Energieträgern.
Ein gangbarer Weg für den Gipfel wäre aus ökologischer Sicht der Verzicht auf fossile Brennstoffe zur Stromgewinnung bis 2050. Dies käme einem völligen Ausstieg aus der Kohleverstromung gleich. Nach Berechnungen von Oxfam wäre dies für die G7-Länder möglich.
Die von Abe angekündigte Reduzierung ist der freiwillige Beitrag Japans für ein neues Klimaprotokoll, das bei der UN-Konferenz in Paris verabschiedet werden soll. Um auf einen Erfolg hinzuarbeiten, drückt auch Frankreichs Präsident François Hollande aufs Tempo.
Der deutsche Umweltökonom Lutz Wicke hält die Absicht, für das Pariser Protokoll nur freiwillige Beiträge einzufordern, für zu schwach. Allerdings: „Es ist nötig, damit die weltweite Klimapolitik nach dem Auslaufen von Kyoto weiter eine Rechtsgrundlage hat“, sagte Wicke der Deutschen Presse-Agentur. Das mehrfach verlängerte Klimaabkommen von Kyoto läuft in Kürze aus.
Vom G7-Gipfel, der am Sonntag beginnt, wird ein Signal für die Pariser Klimakonferenz im Dezember erwartet. Klimaschützer versprechen sich Verbesserungen vom Gipfel. „Wir haben gar kein Recht, pessimistisch zu sein“, sagte Jörn Kalinski von Oxfam. Allerdings geht vielen Aktivisten die Klimapolitik der G7 zu langsam.
Die Umweltorganisation WWF forderte die Industriestaaten auf, bis zur Mitte des Jahrhunderts aus Kohle, Öl und Gas auszusteigen und effektiver Energie zu sparen. Der G7-Gipfel könne entscheidende Vorarbeit leisten, um den richtigen Kurs zu setzen.