Muslime in Deutschland: Wir lehnen Antisemitismus ab
Berlin (dpa) - Der Vorsitzende des Koordinierungsrates der Muslime, Ali Kizilkaya, sieht unter den in Deutschland lebenden Muslimen kein besonderes Antisemitismus-Problem.
Im Kontext des Gaza-Krieges gebe es bei Protesten lediglich „Überreaktionen, die nicht akzeptabel sind“, sagte er der „Mitteldeutschen Zeitung“. „Die Kritik am Vorgehen Israels ist berechtigt. Aber antisemitische Ausfälle sind es auf keinen Fall. „Wir Muslime lehnen Antisemitismus ab“, sagte Kizilkaya. „Jede Art von Menschenhass - sei es Antisemitismus oder antimuslimischer Rassismus - ist inakzeptabel und gehört abgelehnt.“
Bei Demonstrationen gegen den Krieg im Gazastreifen waren in den vergangenen Tagen in mehreren deutschen Städten antijüdische und antiisraelische Parolen skandiert worden. Am Freitag verhinderte die Polizei bei einer Kundgebung in Berlin Angriffe pro-palästinensischer Demonstranten auf Gegendemonstranten, die sich für Israel einsetzten. Die Stimmung war aggressiv. Auch für den Samstag sind in mehreren Städten Demonstrationen gegen den Gaza-Krieg angemeldet, unter anderem in Frankfurt, München und Hamburg.
Deutsche Politiker verurteilten erneut die antisemitischen Parolen der vergangenen Tage. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Oppermann nannte sie „absolut unerträglich“. Der „Passauer Neuen Presse“ sagte er: „Verantwortlich dafür ist eine unheilige Allianz aus Islamisten, Rechts- und Linksextremisten. Wir dürfen nicht den geringsten Zweifel daran aufkommen lassen, dass Antisemitismus bei uns in Deutschland entschieden bekämpft wird. Wir dulden das nicht!“
Ähnlich äußerte sich CSU-Chef Horst Seehofer: „Ich finde, wir müssen - alle Demokraten gemeinsam - gegen solche Entwicklungen und teilweise Exzesse die Stirn bieten“, sagte er der Online-Ausgabe der „Welt“. Antisemitische Parolen seien „in keiner Weise akzeptabel“, sagte Seehofer in dem Video-Interview weiter. „Es bedrückt mich auch ein ganzes Stück weit. Und ich dachte nicht, dass hier in der Bundesrepublik Deutschland so etwas noch möglich ist.“