Nach Tornado: US-Stadt in Trümmern und 24 Menschen tot
Washington (dpa) - Mit gigantischer Wucht fegt ein Tornado über eine Kleinstadt im US-Bundesstaat Oklahoma. Viele Menschen sterben, unter ihnen Grundschulkinder. Präsident Obama spricht von einer historischen Katastrophe.
Unter den Opfern des Sturms, der am Montag mit bis zu 300 Kilometern pro Stunde durch die Region um die Kleinstadt Moore fegte, seien auch neun Kinder, sagte die gerichtsmedizinische Sprecherin Amy Elliot. Rettungskräfte suchten im Katastrophengebiet am Dienstag nach weiteren Opfern. Präsident Barack Obama sprach von „einem der zerstörerischsten Tornados in der Geschichte“. Aus aller Welt kamen Beileidsbekundungen - auch von Kanzlerin Angela Merkel.
Rund 150 Menschen mussten laut dem Lokalsender KFOR-TV in umliegenden Kliniken behandelt werden, nachdem das Krankenhaus von Moore von dem Sturm schwer beschädigt worden war. „Die ganze Stadt sieht aus wie ein Trümmerfeld“, sagte Bürgermeister Glenn Lewis in einem Fernsehbericht.
Widersprüchliche Angaben über die Opferzahlen hatten zunächst für Verwirrung gesorgt. Elliot korrigierte vorherige Informationen, dass es 51 Tote gegeben habe. Manche US-Medien hatten sogar von mehr als 90 Toten berichtet. Die chaotischen Zustände in dem Katastrophengebiet könnten laut Medien dazu geführt haben, dass manche Opfer anfangs doppelt gezählt wurden. Es sei aber möglich, dass die endgültige Totenzahl noch deutlich höher als 24 liege.
Auf seiner gut drei Kilometer breiten Spur der Verwüstung, die mitten durch ein Wohngebiet führte, hatte der Tornado auch eine Grundschule komplett dem Boden gleichgemacht. Mindestens sieben Kinder starben in dem Gebäude, berichtete der TV-Sender NBC. Sie seien in einer mit Wasser vollgelaufenen Grube ertrunken.
Weitere Kinder wurden auch am Dienstag noch vermisst. „Es ist entsetzlich“, sagte die Gouverneurin des Staates Oklahoma, Mary Fallin. „Es sieht aus, als hätte jemand etwas gezündet, das Bauten zerstört. Nicht über Straßenzüge, sondern über Meilen.“
75 meist jüngere Schüler sowie ihre Lehrer hätten in der Schule Zuflucht gesucht, als der Tornado am Montag gegen 15 Uhr (Ortszeit) die 55 000 Einwohner zählende Vorstadt von Oklahoma City traf. In den Stunden danach wurden zahlreiche Überlebende aus den Trümmern geborgen. Die Suche nach den Opfern ging die ganze Nacht über weiter. Eine zweite Grundschule wurde stark beschädigt.
Barack Obama erklärte Teile des Bundesstaats Oklahoma zum Katastrophengebiet und sicherte schnelle Hilfe zu. „Da sind nun leere Flächen, wo einst Wohnzimmer und Schlafzimmer und Klassenzimmer waren. Und wir müssen diese Orte bald wieder mit Liebe und Lachen und Gemeinschaft füllen“, sagte er. Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel reagierten bestürzt auf die Katastrophe. Auch der Papst äußerte sein Beileid.
Der Wirbelsturm fegte mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 Kilometern pro Stunde über Moore hinweg. Der Rüssel des Sturms berührte den Boden nur eine Viertelstunde, nachdem die Warnungen in den Ortschaften ertönt waren, sagte eine Sprecherin des Nationalen Wetterdienstes von Norman der „New York Times“. Dann habe er mehr als 30 Kilometer zurückgelegt und die Städte Newcastle und Moore getroffen. Fernsehbilder zeigten die enorme Größe der dunklen Säule, die ganze Häuser zerlegte, Autos davonriss und nichts als Trümmer hinterließ.
Mehr als 300 Häuser seien zerstört worden, hieß es. Die öffentliche Infrastruktur brach zusammen. Es gab kein fließendes Wasser. Nur Generatoren lieferten noch Strom. Gasgeruch lag in der Luft, nachdem Leitungen gerissen waren. Weil die Straßenbeleuchtung ausfiel, lagen die Trümmer in der Dunkelheit. Das verlangsamte die Suche nach Verschütteten, berichtete KFOR-TV.
Rettungskräfte und Einwohner suchten mit Taschenlampen verzweifelt weiter. Am Dienstag waren dann heftige Gewitterstürme angesagt, die die Situation weiter erschweren könnten.
„Die ganze Stadt sieht aus wie ein Trümmerfeld“, sagte Moores Bürgermeister Glenn Lewis in einem TV-Interview. „Genau wie in dem Katastrophenfilm "Twister"“, beschrieb ein Augenzeuge dem Sender CNN das Wirbelsturm-Chaos. Eine Frau erzählte, dass von ihrem Haus nur eine Wand stehengeblieben sei. „Alles andere ist weg“, sagte die Augenzeugin unter Tränen. Der Sturm habe auch ihr Auto weggewirbelt. Auf einer Farm seien mehr als 100 Pferde getötet worden.
Nach vorläufigen Berechnungen der Wetterbehörde hatte der Tornado die Stärke F4 - die zweithöchste Stufe auf der Schadensskala der Wirbelstürme. Dabei schlug der Tornado fast denselben zerstörerischen Pfad ein wie der bisher schwerste Wirbelsturm Oklahomas im Jahr 1999, bei dem 36 Menschen ums Leben kamen und mehr als 8000 Gebäude zerstört wurden.
Auf den Monat zwei Jahre zuvor war der Ort Joplin im Südwesten des Bundesstaates Missouri von einem Tornado vergleichbar schwer getroffen worden. Damals kamen 158 Menschen ums Leben, mehr als 900 wurden verletzt.
Merkel schrieb in einem Kondolenztelegramm: „Die Bilder dieser Katastrophe machen uns sprachlos und lassen das Ausmaß des Leids nur erahnen, das die Betroffenen und ihre Angehörigen ertragen müssen.“ Der russische Präsident Wladimir Putin bot den USA Mithilfe bei den Aufräum- und Rettungsarbeiten an.
Bereits am Vortag hatte eine Serie von Tornados neben Oklahoma auch in den Bundesstaaten Kansas, Iowa und Illinois gewütet. Auch für die kommenden Tage ist laut Meteorologen die Gefahr neuer Stürme groß.