Neue iPhones im Doppel-Pack: Bunt, schnell und mit Super-Kamera
Berlin (dpa) - Auf den ersten Blick könnte man das neue iPhone-Spitzenmodell 5s mit seinem Vorgänger verwechseln. Gleiche Form, gleiche Größe, nur etwas leichter. Doch nicht nur im Inneren des Geräts hat sich eine Menge getan.
Und das macht sich schnell beim praktischen Umgang mit dem iPhone 5s und auch dem Einsteigermodell 5c bemerkbar.
Unter den Neuerungen von Apple ragen zwei Dinge heraus. Zum einen hat das Team um Chef-Designer Jony Ive die Kamerafunktion entscheidend verbessert. Außerdem steckt unter dem Home-Button des iPhone 5s ein Fingerabdruckleser, mit dem Apple die Nutzer in die Lage versetzen möchte, bequemer ihr Daten auf dem Smartphone zu schützen.
Im iPhone 5s erreicht die eingebaute iSight-Kamera nun eine größere Blende von f/2.2, mit der das Smartphone auch abends in der Stube bei Kerzenschein beeindruckend gute Fotos aufnehmen kann. Bei wenig Licht ohne zugeschaltete Blitz nimmt das iPhone 5s vier Bilder hintereinander auf und fügt sie zu einem Motiv zusammen. Bei diesem Nachtmodus muss man auch nicht wie beim Samsung S4 mehrere Sekunden lang auf das Ergebnis warten, sondern kann sofort weiterknipsen.
Eine echte Innovation legt Apple mit dem neuen Doppelblitz vor, der aus zwei verschiedenfarbigen LEDs besteht. Damit kann das 5s je nach Bedarf die Farbtemperatur des Blitzes verändern und an die Umgebung anpassen. Andere Smartphones feuern ihre Blitze mit einer sehr „kalten“ Farbtemperatur von 5000 Kelvin ab und ruinieren damit häufig die Stimmung auf dem Foto. Das Apple-Gerät kann dagegen zwischen „warmen“ 3200 Kelvin und eher blaufarbigen 4700 Kelvin blitzen. Dieses Feature gibt es derzeit noch nicht einmal bei ausgewachsenen Digitalkameras.
Eine Premiere bietet Apple außerdem mit einer neuen Zeitlupenfunktion für die Video-Aufnahme. In diesem Modus nimmt das 5s statt der üblichen 30 Bilder pro Sekunde 120 auf. Zwar sinkt dabei die Auflösung auf 720p. Das fällt aber immer noch in die Kategorie „High Definition“ (HD), während die Konkurrenz bei der Zeitlupe auf VGA-Niveau zurückschaltet. Unter dem Strich kann man sagen, dass Apple mit dem iPhone 5s den Anspruch erhebt, das bislang beste Kamera-Smartphone entwickelt zu haben. Künftige Tests werden zeigen, wie das 5s gegen das Lumia 1020 von Nokia abschneidet, das gerade mit einer 41-Megapixel-Kamera auf den Markt kam. Die Kamera des bunten 5c entspricht dagegen der des Vorgängermodells iPhone 5 und muss ohne den innovativen Zweifarbton-Blitz auskommen.
Schlagzeilen schon vor dem Marktstart machte der neue Fingerabdruckscanner, den Apple „Touch ID“ nennt. Die neue Funktion soll die Besitzer eines iPhones dazu bewegen, die Inhalte ihres Smartphones besser zu schützen. Bislang verzichtet quasi jeder zweite Anwender komplett darauf, den Zugang mit einem PIN-Code oder einem Passwort zu schützen, weil es sie nervt, das Gerät zigfach am Tag umständlich entsperren zu müssen. Nun kann man das iPhone 5s - wenn man möchte - in weniger als einer Sekunde mit dem Auflegen eines Fingers zugänglich machen.
Der optionale Fingerabdruck ersetzt die Eingabe von PIN oder Passwort nicht komplett. Alle zwei Tage und bei wichtigen Systemeinstellungen verlangt das 5s auch bei aktivierter „Touch ID“ nach einer zusätzlichen Autorisierung über die Tastatur. Das Gerät kann die Abdrücke von bis zu fünf Fingern erfassen, so dass auch mehrere Personen auf ein Gerät zugreifen können. Im Test scheiterten alle Versuche, den Scanner mit Klebefilmen und Graphitspray, Wachsabdrücken oder anderen Tricks auszuhebeln.
In Zeiten, da viel über die Schnüffeleien der anglo-amerikanischen Geheimdienste zu lesen ist, betont Apple, dass für „Touch ID“ nicht der Fingerabdruck selbst auf dem iPhone 5s gespeichert wird, sondern eine mathematische Ableitung davon. Damit kann das 5s zwar erkennen, ob der Finger eines Berechtigten auf der Home-Taste liegt. Aus diesem sogenannten Hash ist es jedoch mathematisch unmöglich, wieder den Original-Fingerabdruck wiederherzustellen. „Was wir nicht speichern, kann auch von keiner staatlichen Stelle angefordert werden, auch nicht von der NSA“, sagt ein Apple-Manager.
Außerdem hat Apple bei „Touch ID“ weitere Sicherheitsfeatures umgesetzt. Die zerhackten und reduzierten Informationen aus dem Hash werden in einem abgeschotteten Bereich gespeichert, den Apple als „Secure Enclave“ (Sicherer Einschluss) bezeichnet. In diesem Datentresor verschlüsselt Apple die Daten mit einem eigenen Verfahren, das dem Kryptosystem Advanced Encryption Standard (AES) mit einer sicheren Schlüssellänge von 256 Zeichen entsprechen soll.
User, die sich von dieser langen Liste von Sicherheitsmerkmalen immer noch nicht überzeugen lassen, können natürlich auch ganz auf die Aktivierung von „Touch ID“ verzichten. Bei der Einrichtung des 5s werden die Anwender ausdrücklich gefragt, ob der Scanner eingeschaltet werden soll oder nicht. Das 5c kommt ohnehin ohne Fingerabdruckleser.
Für den deutschen Markt besonders relevant sind die überfälligen Verbesserungen bei der Unterstützung des Mobilfunknetzes der vierten Generation (LTE). Das iPhone 5 konnte nur im Netz der Deutschen Telekom eine LTE-Verbindung aufbauen. Die beiden Nachfolger 5s und 5c funken nun auch in den Netzen der Konkurrenz, weil sie nun weltweit 13 unterschiedliche LTE-Frequenzbänder unterstützen. Im Vodafone-Netz soll LTE vom ersten Tag an funktionieren, Kunden von O2 müssen sich „einige Wochen lang“ gedulden, bis Apple die Nutzung des Telefónica-Netzwerks freigeschaltet hat, sagt ein O2-Sprecher.
Theoretisch kann man mit dem iPhone Daten mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde in einem LTE-Netz übertragen. Im Praxistest erreichten wir ähnlich wie beim Vorgängermodell iPhone 5 Werte bis zu 66 Mbit/s. Bei schwachem LTE-Signal flossen immerhin noch 20 Mbit/s. Überzeugen konnten beide neuen iPhone-Modell auch mit der Akku-Laufzeit: Beim Surfen via WLAN hielt das 5s über zwölf Stunden am Stück durch, das 5c über elf (und damit eine Stunde länger als das Vorgängermodell). Von der Konkurrenz bieten nur Riesen-Smartphones wie das Samsung Galaxy Note 2 etwas längere Laufzeiten, weil dort Platz für einen deutlich größeren Akku ist.
Interessant wird in den kommenden Wochen und Monaten, was Apple mit der Bemerkung „The most forward-thinking iPhone yet“ (das bislang vorausdenkendste iPhone) bei der Beschreibung des Modells 5s meint. Zum einen spielt Apple damit wohl darauf an, dass im 5s erstmals eine 64-Bit-Architektur zum Einsatz kommt, die dazu beiträgt, dass der verwendete A7-Chip doppelt so schnell werkelt wie der Vorgänger A6 und Grafiken in einer Qualität produzieren kann, die man einem Smartphone nicht zutraut.
Viel Zukunftspotenzial hat aber auch der neue Ko-Prozessor M7, der die Daten aus dem Beschleunigungssensor, Gyrosensor und Kompass auswertet. Dieser Prozessor ermöglicht nicht nur neue neuartige Fitness-Anwendungen, sondern kann zum Beispiel auch zum Stromsparen beitragen. So versucht das neue iPhone 5s nicht mehr, sich in WiFi-Netzwerke einzubuchen, wenn man im Auto unterwegs ist. Bei der Navigation im Fahrzeug bemerkt der Chip zudem, wenn man die Fahrt beendet hat und lotst den Anwender automatisch die letzten hundert Meter in der Fußgänger-Ansicht zum Ziel.
Wie beim Vorgängermodell lässt sich Apple das Objekt der Begierde gut bezahlen. Ohne einen Vertrag kostet das iPhone 5s in der 16-Gigabyte-Variante 699 Euro, für die Version mit 32 GB verlangt Apple 789 Euro, bei 64 GB 899 Euro (inkl. Mehrwertsteuer). Das bunte Einsteigermodell 5c, das mit 16 und 32 Gigabyte angeboten wird, kostet jeweils 100 Euro weniger. Bei den Providern werden die iPhones auch zu deutlich niedrigeren Preisen im Programm sein. Allerdings kommen hier die Kosten für einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag hinzu.