Porträt: Tim Cook
New York (dpa) - Jahrelang stand Tim Cook tief im Schatten der übergroßen Figur von Steve Jobs - des Apple-Gründers, Visionärs und begnadeten Verkäufers. Jetzt muss der einstige Manager des Tagesgeschäfts und Ersatzspieler die volle Verantwortung für Jobs' Lebenswerk übernehmen.
Erst einen Tag vor dem Tod des Apple-Gründers stellte Cook das neue iPhone 4S vor. Es war seine erste große Produktpräsentation seit er Ende August die Zügel als Konzernchef übernahm. Cook wirkte nüchterner als der charismatische Jobs und überließ viel Raum seinen Kollegen aus dem Top-Management.
Neben Jobs gilt der 50-Jährige als einer der wichtigsten Architekten des wirtschaftlichen Erfolgs des iPhone- und iPad- Herstellers. Als für das tägliche Geschäft zuständiger „Chief Operating Officer“ sorgte er dafür, dass nach der Umsetzung der kühnen Visionen am Ende des Tages schwarze Zahlen in den Büchern stehen. Das US-Magazin „Fortune“ würdigte Cook als „das Genie hinter Steve“.
Jobs holte den IBM- und Compaq-Manager 1998 zu Apple - und Cook griff beim damals ums Überleben kämpfenden Unternehmen schnell durch. Er schloss eigene Produktionswerke und setzte auf Auftragsfertiger. Er ließ die Lagerbestände von Monaten auf Tage schmelzen und verschlankte die Zulieferkette. Das half Apple, bei dem schnellen Modellwechsel in der Elektronik-Branche keine Auslaufgeräte als Altlasten herumliegen zu haben.
Cook sei seine beste Personalentscheidung gewesen, habe Jobs einmal geschwärmt, erinnert sich der Headhunter, der damals den Kontakt angebahnt hatte. Die beiden hätten sich vom ersten Moment an verstanden, erzählte er der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Ähnlich wie Jobs gilt Cook als öffentlichkeitsscheuer Workaholic, der lange im Büro bleibt, viel Zeit im Flieger verbringt und auch mal E-Mails mitten in der Nacht verschickt. Außerdem soll er oft ähnlich schwierig im Umgang sein. Cooks Management-Stil illustrierte „Fortune“ mit folgender Anekdote aus den 90er Jahren. Apple-Manager um Cook beraten über ein Problem in Asien. „Das ist schlimm“, sagt er. „Jemand sollte sich direkt in China darum kümmern.“ Eine halbe Stunde später blickt er einem der Anwesenden ins Gesicht und fragt: „Warum sind Sie eigentlich noch hier?“.
Privat weiß man über Cook wenig. Der Sohn eines Werftarbeiters kommt aus dem US-Staat Alabama und soll sein Privatleben extrem von der Öffentlichkeit abschotten. Immerhin ist bekannt, dass er Sport-Fan ist und oft schon am frühen Morgen im Fitness-Studio auftaucht.