Porträt: Vater der Apple-Revolutionen
Washington (dpa) - Als Steve Jobs 2007 der staunenden Welt das iPhone vorstellte, meinte er voller Stolz: „Apple hat das Telefon neu erfunden.“ An Selbstbewusstsein und Gespür, dass seine Produkte die Welt verändern, hat es dem Mann mit dem schwarzen Rollkragenpullover nie gefehlt.
Mit den coolen Produkten, die den Apfel als Markenzeichen tragen, hat Jobs nicht nur eines der faszinierendsten Kapitel der modernen Unternehmensgeschichte geschrieben. Mit den Apple-Rechnern, dem iPod und vor allem dem iPhone und dem iPad trieb er die PC- und Internet-Revolution voran wie kaum ein anderer.
Nur den Kampf gegen den Krebs hat er verloren - Jobs, der sich erst Ende August aus der Unternehmensspitze zurückgezogen hatte, wurde lediglich 56 Jahre alt.
„Die Welt hat einen faszinierenden Menschen verloren“, hieß es in der Würdigung von Apple. „Die, die das Glück hatten, ihn zu kennen und mit ihm zu arbeiten, haben einen Freund und Mentor verloren. Steve lässt ein Unternehmen zurück, wie nur er es aufbauen konnte und das immer in seinem Geiste arbeiten wird.“
Jobs, der als Adoptivkind in Kalifornien aufwuchs, entwickelte früh ein Interesse für Computertechnik. An der Universität hielt er es nicht einmal ein Jahr aus. Stattdessen stieg er bei einem Hersteller für Videospiele ein, nebenbei entwickelte er Interesse für Buddhismus und machte eine spirituelle Indienreise. Und er lernte bei Hewlett-Packard Steve Wozniak kennen - mit dem er 1976 die Firma Apple aus der Taufe hob.
Der erste Macintosh wurde in einer Garage entwickelt. Ziel war es, PC-Rechner so zu gestalten, dass sie für den Benutzer einfacher zu bedienen sind. Bis zuletzt war dies eines der ganz großen Apple-Erfolge: Die Geräte sehen nicht nur ästhetisch aus - sie sind auch derart einfach zu handhaben, dass selbst Laien keine Gebrauchsanweisung brauchen.
Der Erfolg der ersten Apple-Computer machte Jobs schnell zum Millionär - doch sein steiler Aufstieg fand ein abruptes Ende. 1984 stellte er noch triumphal den Apple Macintosh, den ersten erfolgreichen Computer mit einer grafischen Bedienungsoberfläche vor. Doch im Jahr darauf wurde er nach einem Strategiestreit und geschäftlichen Problemen aus seiner Firma gedrängt.
Es folgte eine Zeit der Enttäuschung und Selbstzweifel, wie Jobs später offen einräumte. Jobs baute das neue Unternehmen NeXT auf. Als Apple 1997 vor dem finanziellen Ruin stand, wurde Jobs als Retter zurückgeholt - und brachte ein bei NeXT entwickeltes Betriebssystem mit, auf dem auch die heutige Software der iPhones und Mac-Computer basiert.
Nach seinem Comeback auf den Apple-Chefposten behielt er die Zügel fest in der Hand, versammelte um sich Top-Manager, denen er vertraute, achtete stets auf ordentliche Gewinne und setzte seine Visionen gegen alle Zweifel durch - selbst wenn ihm das zuweilen den Vorwurf einbrachte, eigenwillig und diktatorisch zu agieren.
2001 warf Apple den iPod auf den Markt, baute iTunes auf - und revolutionierte die Art, Musik zu hören. 2007 kam das iPhone - wieder ein Welterfolg. Dann das iPad, mit dem eine neue Ära in Sachen Zeitungs- und Bücherlesen anbrach.
Auch finanziell haute es hin: Apple sitzt auf einem Geldberg von mehr als 70 Milliarden Dollar und wetteiferte zuletzt mit dem Ölmulti Exxon Mobil um den Titel des wertvollsten Unternehmens der Welt.
Doch der wirtschaftliche Höhenflug wurde immer wieder von Gesundheitsproblemen gestört. 2004 wurde Jobs ein Tumor in der Bauchspeicheldrüse entfernt. 2009 nahm Jobs für ein halbes Jahr eine krankheitsbedingte Auszeit - erst spät wurde bekannt, dass er in dieser Zeit eine Spenderleber erhalten hatte. Ende August zog er sich aus der Apple-Führung zurück - jetzt verlor die Welt einen der erfolgreichsten und profiliertesten Unternehmer.