Report: Tausende drängen sich um Flüge aus Tacloban
Manila (dpa) - Nass und zitternd bahnt sich die zierliche Frau ihren Weg durch die aufgeregte Menge, im Kampf um einen Platz im Militärflugzeug hält sie ihr weinendes Kind in die Höhe. „Bitte lasst mich und mein Kind in das Flugzeug“, ruft sie den bewaffneten Soldaten zu, die Tausende Menschen abblocken.
Sie alle wollen aus Tacloban im Osten der Philippinen fliehen. Die Hauptstadt der Insel Leyte ist nach Taifun „Haiyan“ nur noch ein Trümmerfeld mit Tausenden Toten - und Überlebenden, die nicht wissen, wie es weitergeht.
Eine Frau fällt in ihrer Verzweiflung schluchzend auf die Knie. Gerade haben die Soldaten der Menge erklärt, dass nur einige wenige im Flugzeug raus aus dem Katastrophengebiet mitfliegen können.
Eine Frau übermittelt ihrer Familie in Manila eine Nachricht über den Radiosender DZMM, weil sie ihre Liebsten anders nicht erreichen kann. Sie hofft auf einen Platz im Flugzeug. „Papa ist tot, aber uns geht es gut. Sorgt euch nicht, ich bin schon bei unserer Schwester, und wir kommen aus Tacloban raus“, sagt sie dem Sender. Aber dann schafft sie es in dem Chaos nicht, ihren Namen zu nennen.
Während die Regierung, Hilfsorganisationen und internationale Notfallteams sich beeilen, die Hilfe zu den Opfern zu bringen, kommt diese immer noch zu langsam an für Tausende, die alles verloren haben. Viele hoffen, nun schneller rauszukommen, nachdem am Dienstag in Tacloban einige kommerzielle Fluggesellschaften den Betrieb wieder aufgenommen haben. Auch den Flughafen der Küstenstadt mit ihren 220 000 Einwohnern hat „Haiyan“ stark beschädigt.
Tagelang konnten nur Militärfrachtflugzeuge landen, um Versorgung und Helfer abzusetzen. Am Flughafen wurde ein Krankenhaus aus Zelten und dreckigen Holzplanken improvisiert. Am vierten Tag nach „Haiyan“ stehen die Verwundeten und Kranken Schlange.
Am Montag brachte die 21-jährige Emily Sagalis eine kleine Tochter zur Welt. Sie nannte sie Bea Joy, nach dem Namen ihrer vermissten Mutter. „Sie ist ein Wunder“, sagte Sagalis. Die Freude über das neue Leben inmitten von Trümmern mischt sich mit der Trauer und dem Chaos angesichts der Tausenden Toten und Vermissten.
Während einige in Tacloban aus Verzweiflung Läden und Hilfstransporte geplündert haben, sind Überlebende in anderen Städten immer noch geschockt über das Geschehene. In Tränen aufgelöst zählen sie ihre Verluste. „Josie ist tot, bitte vergib mir, aber wir wurden getrennt“, erzählt ein Mann weinend dem TV-Sender ANC, dessen Reporter in die Orte Tulag, Tolosa, Tanawan und Palo reisten. „Die Wellen waren einfach zu stark für mich, und ich habe mein Kind verloren.“ Das ist jetzt drei Tage her, seine Frau liege immer noch in den Trümmern.
Ein anderer Mann wollte eigentlich gute Nachrichten an Verwandte übermitteln, aber auch seine Worte ersticken in Tränen. „Bruder, Junalyn hat am Samstag ein Kind geboren. Aber wir haben nichts zu essen und nichts, um das Baby zu füttern. Wir haben nur Wasser getrunken“, sagt er in die Kamera und fleht: „Schickt uns Hilfe.“