#4U9525 Rettungspilot Girodet: Harter Einsatz für erfahrenen Helfer
Seyne-les-Alpes (dpa) - David Girodet rettet verunglückte Bergsteiger, hilft bei der Bergung von Toten, ist bei Überschwemmungen und anderen Naturkatastrophen im Einsatz. Seit 23 Jahren fliegt er Einsätze mit Rettungshubschraubern unter schwierigsten Bedingungen.
Er hat 4900 Flugstunden hinter sich. Aber das, was er jetzt nach dem Germanwings-Absturz in den französischen Alpen erlebt, übersteigt alles Bisherige.
„150 Tote, das bedeutet 150 betroffene Familien“, sagt er. „Es waren Kinder dabei. Es ist einfach schockierend.“ Der 43-jährige Pilot der Gendarmerie aus der Gegend um Bordeaux ist selbst Vater dreier Kinder - vier, elf und 14 Jahre alt.
Girodet, der im Gebirgsort Briançon Piloten der Gendarmerie für Hochgebirgseinsätze ausbildet, ist in Seyne-les-Alpes verantwortlich für die Einsätze der Gendameriehubschrauber und den sicheren Ablauf. Die Maschinen bringen die Helfer an die Unglücksstelle; dort arbeiten sie seit Tagen mit äußerster Anspannung an der Bergung der Opfer und der Suche nach dem zweiten Flugschreiber.
Dass ausgerechnet ein Pilot den Todesflug absichtlich verursacht haben soll, ist für ihn schlimm. „Es schmerzt sehr zu sehen, dass ein Pilot das tun konnte - gerade für uns, die wir Leben retten.“
Die Helikopter fliegen Spezialkräfte der Bergrettung, Ermittler, Fachleute für Spurensicherung und für die Identifikation von Toten in das abgelegene Unglücksgebiet, lassen sie per Seilwinde hinunter, holen sie ab.
Ohne die Hubschrauberstaffel wäre der Einsatz unmöglich. Der Unglücksort ist zu Fuß für Ungeübte - und das sind die meisten Spurenexperten - kaum erreichbar. Auch die Bergung der Leichen oder der Abtransport von Trümmerteilen wäre über einen stundenlangen Fußweg undenkbar.
Der Tag endet für Girodet spät abends mit der Wartung des Helikopters. Zwar ist das Aufgabe seines Bordmechanikers Frédéric Trapp. „Aber der Pilot ist immer dabei.“ Er kennt „seinen“ Helikopter genau, hört jedes kleine abweichende Geräusch - alles muss stimmen. Gerade bei einem Rettungshubschrauber.
Die Herausforderungen in den Bergen sind extrem genug. Dichter Nebel, Wind, der den Helikopter gefährlich Richtung Felswände drückt, große Höhe, in der die Rotoren bei dünner Luft an ihre Belastungsgrenze kommen. Mehrfach hat Girodet solche Grenzsituationen gemeistert, er winkt ab - das gehört dazu.
Bei diesem Einsatz sind die Wetterbedingungen sehr gut: Kein Wind, kein Schnee, Sonne und nur manchmal Wolken. Trotzdem berührt er ihn mehr als andere Einsätze. Hier kann niemand mehr gerettet werden. Was den Rettungspiloten und seine Kollegen aber motiviert: „Wir können etwas für die Familien tun. Ihre Toten sollen ihnen übergegeben werden.“ Genau das hatte auch Staatspräsident François Hollande bei seinem Besuch am Unglücksort den Hinterbliebenen versprochen.