Schock und Mitgefühl: Wie das Netz reagiert

Berlin/Boston (dpa) - Sekunden nach den Detonationen in Boston kursierten auf Twitter, Facebook und Instagram Augenzeugenberichte, Fotos und Videos vom Tatort. In den Netzwerken waren aber nicht nur schockierende Bilder zu sehen, sondern auch bewegende Reaktionen der Bevölkerung.

Fotos und Videos vom 78 Jahre alten Marathonläufer Bill Iffring, der auf der Zielgeraden von der Wucht der Explosion von den Füßen gerissen wird, gaben den schrecklichen Ereignissen schnell ein menschliches Gesicht. Vor allem das Bild des Fotografen John Tlumacki vom „Boston Globe“, das Iffring zusammen mit drei Polizisten in Panik zeigt, wird in dieser Nacht unzählige Male auf Twitter und Facebook verbreitet. Auch ein Video der Plattform Vine, das den Sturz von Iffring einfängt, verbreitet sich viral durchs Netz.

Die Webserver des „Boston Globe“ konnten den Ansturm des Interesses aus aller Welt dann nicht länger bewältigen. Die Journalisten des „Globe“ versuchten, ihre Leser über die sozialen Netzwerke zu informieren. Auf Twitter verkündet die Bostoner Polizei, dass zwei Todesopfer zu beklagen sind. Später muss diese Zahl auf drei erhöht werden.

Spätestens als über Twitter eine weitere Explosion in einer Bibliothek bekannt wird, kommt es auch im Netzwerk zu panikartigen Szenen. Wiederholt sich hier gerade ein breit angelegter Angriff wie beim 11. September? Immer wieder wird dazu aufgerufen, Ruhe zu bewahren. Und als sich herausstellt, dass in der Bibliothek nur im Technikraum ein Feuer ausgebrochen war, beruhigen sich viele Twitter-User wieder.

Drei Stunden nach der Explosion stellte Google einen Suchdienst für die vermissten Personen online. Beim „Person Finder“ kann jedermann Informationen zu Teilnehmern oder Besuchern des Laufs eingeben wie den Gesundheitszustand oder den Aufenthaltsort. Mit einer einfachen Suchmaske lassen sich diese Daten dann von besorgten Freunden oder Familienmitgliedern abrufen.

Die Solidarität mit den Betroffenen kam auch in einer weiteren bewegenden Aktion im Netz zum Ausdruck. Über das öffentlich zugängliche Google-Doc „I have a place to offer“ boten viele Einheimische ihr Zuhause zum Übernachten an, wenn sich jemand in den kommenden Tagen um einen verletzten Angehörigen oder Freund in Boston kümmern muss.