Streik am Frankfurter Flughafen zeigt Wirkung
Frankfurt/Main (dpa) - Ein Streik von 200 Mitarbeitern hat am Donnerstag den Flugverkehr am Drehkreuz Frankfurt behindert und dürfte auch am Freitag Passagiere auf eine harte Geduldsprobe stellen.
Dann will die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) von 08.00 Uhr bis 22.00 Uhr doppelt so lange streiken wie am Donnerstag. Die Lufthansa hat nach eigenen Angaben für Freitag bereits 250 Inlands- und Europaflüge gestrichen. Die 200 Beschäftigten vom Vorfeld wollen mit dem Streik höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen erzwingen. Sie ernteten für ihr Vorgehen heftige Kritik von Passagieren, Politik und Luftverkehrswirtschaft.
Mit dem Beginn des Arbeitskampfes um 15.00 Uhr ging am Donnerstag die Zahl der möglichen Starts und Landungen merklich in die Knie, wie der Betreiber Fraport berichtete. Mindestens 150 Flüge fielen aus, Fraport-Vorstand Peter Schmitz rechnete mit weiteren Annullierungen. Die Flugsicherung hatte den Zufluss zum verkehrsreichsten Flughafen Deutschlands aus Sicherheitsgründen gedrosselt. Die im Unternehmen angeworbenen und ausgebildeten Ersatzkräfte hätten den Betrieb aber gut in den Griff bekommen, berichtete ein Sprecher am Abend. „Wir sind bei über 50 Prozent der Kapazität.“ Das hatte sich das Unternehmen als Ziel gesetzt.
Sowohl der Flughafenbetreiber Fraport als auch die Lufthansa kritisierten die Streikenden scharf. „Wir fühlen uns erpresst“, hieß es bei der Fraport. Auch andere Gewerkschaften und Verbände verurteilten das Vorgehen der GdF als unsolidarisch und egoistisch. Die Lufthansa hatte am Donnerstag bereits 100 Flüge vorsorglich gestrichen. Das war etwa jeder dritte in der vom Streik bedrohten Zeit. Für den Freitag waren 125 Flugpaare betroffen, also 250 Flüge von oder nach Frankfurt. Priorität haben dabei die interkontinentalen Verbindungen, während innerdeutsch die Bahn für viele einsprang.
Regulär sollten in den sieben Stunden am Donnerstag 526 Flugbewegungen stattfinden, von denen gut 300 auf die Lufthansa entfielen. Von den Ausfällen waren insbesondere innerdeutsche und kurze Europa-Verbindungen betroffen. Am Freitag sollten in der streikbedrohten Zeit von 08.00 bis 22.00 Uhr sogar 1082 Maschinen starten oder landen.
Der Flughafenbetreiber hatte in dem seit Monaten schwelenden Tarifkonflikt einen Schlichterspruch des Hamburger CDU-Politikers Ole von Beust abgelehnt und eine nachfolgende Erklärungsfrist der Gewerkschaft verstreichen lassen. Man wolle lediglich auf der Grundlage des bisherigen Angebots weiterverhandeln, erklärte Personalchef Herbert Mai. Die GdF will den Spruch nach eigenen Angaben umsetzen. Mai bezifferte die verlangten Steigerungen auf 64 bis 73 Prozent gegenüber dem Status quo.
Die DGB-Gewerkschaft Verdi verlangte vom Fraport-Vorstand die Rücknahme des ihrer Meinung nach bereits weit überhöhten Angebots. Angeführt von der GdF versuche eine kleine Minderheit von 200 Beschäftigten, sich auf Kosten anderer zu bereichern. „Der Betriebsfrieden ist nachhaltig gestört“, sagte Verdi-Sekretär Gerold Schaub am Flughafen.
Dass 200 von 20 000 Mitarbeitern versuchten, den Betrieb lahmzulegen, sei nicht akzeptabel und führe das Streikrecht ad absurdum, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Klaus-Peter Siegloch. „Diese Minigruppe nimmt Zehntausende Fluggäste für ihre Tarifforderungen in eine Art Geiselhaft.“
Fraport-Arbeitsdirektor Mai verlangte gesetzlichen Schutz vor dem Einfluss der Spartengewerkschaften. „Zwei Prozent der Beschäftigten dürfen einfach nicht ein Unternehmen erpressen“, sagte der frühere ÖTV-Chef. Das Gesetz müsse geändert werden, um wieder zu dem Grundsatz „ein Betrieb, ein Tarifvertrag“ zurückzukehren.
Die Arbeitgeber sahen sich in ihrer Forderung nach einer gesetzlich geregelten Tarifeinheit bestätigt. Kleinere Branchengewerkschaften könnten an solch kritischen Punkten großen gesellschaftlichen Schaden anrichten, kritisierte Arbeitgeberchef Dieter Hundt in Berlin. Er bedauere es sehr, dass sich die Bundesregierung bislang nicht zu einer Regelung der Tarifeinheit habe durchringen können.