Hoch „Hartmut“ Thermoanzug und „viel Unterwäsche“ gegen die Kältewelle
Stuttgart/Hamburg/Berlin (dpa) - Mit zweistelligen Minustemperaturen stellt Hoch „Hartmut“ in Deutschland weiter Kälterekorde auf. Während manche Berufstätige nur auf dem Weg zur Arbeit frösteln, müssen andere den ganzen Tag unter freiem Himmel ihr Geld verdienen.
Eine Berufsgruppe freut sich dagegen sogar über die Kälte. Einige Szenen vom Dienstag aus Stuttgart, Hamburg und Berlin:
„Erfrieren Sie nicht“, ruft eine Kundin dem Stuttgarter Obsthändler Daniel Hoffmeier zu. Der Landwirt mit dem von Kälte geröteten Gesicht denkt aber weniger an eisige Füße und Hände, als er fast alleine auf dem sonst so gut gefüllten Wochenmarkt steht. Bei minus 7 Grad - gefühlt aber deutlich kälter - blickt der Obsthändler immer wieder sorgenvoll zu den kälteempfindlichen Ananas, Kiwis, Avocados und Orangen, die vor ihm liegen. „Viel kälter habe ich es auch noch nicht erlebt“, sagt der 41-Jährige am Dienstag. Seit 15 Jahren arbeite er als Händler.
Gegen 6.00 Uhr morgens hat Hoffmeier seinen Obststand aufgebaut. Marktschirm, Planen für den Rundumschutz, je einen Heizstrahler für sich und einen Mitarbeiter, aber vor allem für die süßen Früchte. Auch Stunden später sind die Männer dank Skiunterwäsche, Mütze und Winterjacke noch bestens gelaunt. „Ich war schon jahrelang nicht mehr krank“, versichert der 41-Jährige. Und auf was schwört der Vater eines Sohnes bei der Kälte? Creme für die Hände. „Die werden so trocken. Dann kriegen sie irgendwann die Tüten nicht mehr auf.“
Ute Latzko ist neben Hoffmeier eine von fünf hartgesottenen Händlern auf dem Marktplatz. „Ein bisschen friere ich schon“, verrät die 56-Jährige. Da helfen auch Socken bis zu den Knien, Skihose, Pudelmütze, Schal und „ganz viel Unterwäsche“ nur zeitweise.
Ähnliches empfiehlt Verena Kuberski aus Hamburg, die auf einen dicken Schal, Mütze, Handschuhe und den „Zwiebel-Look“ setzt. Damit meint sie mehrere Schichten an Kleidung. Seit knapp acht Jahren steht die 45-Jährige nach eigenen Angaben bei Wind und Wetter am Hafen und verkauft Rundfahrten. „Zur Not haben wir auch noch einen Thermoanzug“, sagt Kuberski. Doch eine Allzweckwaffe gegen kaltes Wetter ist der Anzug nicht. „Das ist dann die Entscheidung zwischen Pest und Cholera. Entweder man friert oder hat einen Drei-Kilo-Anzug an“. Fürs Erste bleibt die Kälte-Ausrüstung im Schrank. „Regen ist schlimmer“. Von 9 Uhr bis mindestens 15 Uhr steht Kuberski an der Elbe. Die Kundschaft lasse sich von der Kälte nicht abschrecken. Vielmehr sei die Sonne entscheidend fürs Geschäft.
Einer freut sich: Je kälter, desto besser gilt zumindest für die Kürschner in Berlin. „Jetzt ist für uns die beste Zeit“, sagt Innungsobermeister Peter Hoppe. Er freue sich über eine große Nachfrage nach Mänteln, Mützen, Handschuhen und anderen Accessoires. Neben Lammpelzen verarbeiteten er und seine Kollegen Felle von Tieren, die ohnehin gejagt würden. Dazu zählen Fuchs, Marder oder Waschbären. Diese Pelze seien mit dem Label „We prefur“ gekennzeichnet. „Hier kann man ganz genau nachvollziehen, woher sie stammen. Das kommt bei den Kunden gut an“, so Hoppe, der überzeugt davon ist, dass „nichts wärmer hält als ein Pelz“.