Tote und Verletzte bei Zusammenstößen in Ägypten
Kairo/Al-Arisch (dpa) - Die Gewalt in Ägypten nimmt kein Ende. Am Freitagmorgen kam es in Kairo in der Nähe des Innenministeriums zu blutigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.
Nach Informationen des Nachrichtensenders Al-Arabija starb ein Demonstrant, der von einem Gummigeschoss getroffen worden war. Hunderte Zivilisten seien verletzt worden.
In Kairo, wo bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei am Donnerstag bereits 60 Polizisten und 900 Zivilisten verletzten worden waren, sollten am Freitagnachmittag neue Protestaktionen gegen den Militärrat beginnen.
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen griffen Unbekannte in der Nacht auf der Sinai-Halbinsel eine Polizeiwache mit Panzerfäusten, automatischen Waffen und schultergestützten Flugabwehrraketen an. Bewohner der Region vermuteten, dass es sich um einen Racheakt handele. Am vergangenen Mittwoch waren an einer Straßensperre in dem Bezirk Nachel, in dem die Polizeistation liegt, zwei junge Männer erschossen worden.
Bei Krawallen in der Stadt Suez starben in der Nacht zwei Menschen, etwa 30 wurden nach Informationen der Staatsmedien verletzt. Aktivisten erklärten, die Polizei habe willkürlich in die Menge geschossen. Die staatliche Nachrichtenagentur Mena berichtete, Zivilisten hätten verhindert, dass Plünderer in die Filiale einer ausländischen Bank in der Stadt eindringen.
Aktivisten und Menschenrechtler machen die Militärs, die nach der Entmachtung von Präsident Husni Mubarak vor einem Jahr die Kontrolle übernommen hatten, für den Tod von 74 Menschen im Fußballstadion der Stadt Port Said am Mittwochnachmittag verantwortlich. Sie vermuten, dass die Krawalle auf dem Spielfeld von bezahlten Schlägertrupps provoziert wurden, um Chaos zu schaffen. Der Polizei, die bei dem Spiel für Ordnung hätte sorgen sollen, werfen sie Untätigkeit vor.
Ägyptische Kommentatoren hatten in den vergangenen Tagen jedoch darauf hingewiesen, dass die Polizei, die während ihres brutalen Vorgehens bei den Massenprotesten gegen den Langzeitpräsidenten Husni Mubarak vor einem Jahr heftig kritisiert worden war, verunsichert sei. Die Polizisten wüssten nicht mehr, was von ihnen erwartet werde.
Nach dem Drama von Port Said hatte die Polizei 53 Verdächtige festgenommen. Menschenrechtler sprachen am Freitag von „willkürlichen Festnahmen“. Viele der angeblichen Aufrührer seien unschuldige Jugendliche. Die Menschenrechtler forderten die Staatsanwaltschaft zudem auf, in dem gleichen Verfahren gegen den Vorsitzenden des Obersten Militärrates, Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi, Innenminister Muhammed Ibrahim und Ministerpräsident Kamal al-Gansuri sowie fünf weitere Funktionäre zu ermitteln.