Wieder gescheitert: Messi läuft WM-Titel hinterher
Rio de Janeiro (dpa) - Der rote Teppich bleibt weiter im Schrank. Höchstpersönlich wolle er ihn für seinen Nachfolger ausrollen, „wenn Messi am Sonntag den Pokal in die Höhe stemmt“, hatte der große Diego Maradona vor dem WM-Finale verkündet.
Doch für Lionel Messi blieb im legendären Maracanã nur die ungeliebte Silbermedaille. Am Ende tröstete ihn sogar der deutsche Torwart-Trainer Andreas Köpke, nachdem die deutsche Mannschaft dieses packende Endspiel gegen Argentinien mit 1:0 nach Verlängerung gewonnen hatte.
Es bleibt also noch mindestens vier weitere Jahre bis zum nächsten Versuch 2018 in Russland dabei: Lionel Messi hat dreimal die Champions League, viermal die Wahl zum „Weltfußballer des Jahres“ und 2008 auch olympisches Gold gewonnen. Aber der Superstar des FC Barcelona wird einfach nicht Weltmeister.
Er steht weiterhin im Schatten des argentinischen Nationalheiligen Maradona, der diesen Titel 1986 in einem Finale gegen Deutschland (3:2) gewann. Messis Bezugsgrößen bleiben immer noch der während dieses Turniers verstorbene Alfredo di Stefano, Johan Cruyff, Michel Platini oder auch Brasiliens Zico. Alles Spieler, die ihre Zeiten geprägt haben. Aber eben alles auch Spieler, die ohne WM-Titel abtraten.
Dabei fehlte am Sonntagabend nicht viel. Messi beschäftigte die deutsche Abwehr immer wieder - auch wenn er sich in der ersten Halbzeit kurz auf dem Platz übergeben musste. In der fünften Minute ließ er zum ersten Mal Mats Hummels stehen. Kurz vor der Pause kam der Dortmunder Verteidiger wieder nicht hinterher (40.).
Seine beste Chance hatte Messi in der 47. Minute, als er unbedrängt am Strafraum zum Schuss kam. In der letzten Minute der Verlängerung schoss er nochmal einen Freistoß vorbei. Es gibt einen schönen Spruch, nach dem Messi der einzige Spieler der Welt ist, der mit dem Ball schneller läuft als ohne. Diesen Eindruck bekam Hummels am Sonntagabend trotz allem auch.
Argentiniens Trainer Alejandro Sabella hatte für dieses Finale eine Strategie gewählt, die eigentlich eine Beleidigung für Messis Fähigkeiten ist. Hinten lauerten neun Mann am und im eigenen Strafraum auf Fehler der Deutschen. Vorne standen Messi und Gonzalo Higuain herum.
Doch das Problem der Argentinier war, dass von den „Fantastischen Vier“ in ihrer Offensive am Ende nur noch einer übrig blieb. Angel di Maria und Sergio Agüero verletzten sich während des Turniers. Und Higuain war völlig außer Form, wie jeder in der 21. Minute sehen konnte, als er nach einem Fehler von Toni Kroos eine Riesen-Chance vergab. So stand der für viele beste Spieler der Welt im Angriff ohne final-würdige Unterstützung der besten Mannschaft der Welt gegenüber. Das ist selbst von Messi viel verlangt.
Die Tragik seines erneuten Scheiterns besteht darin, dass diesmal eigentlich alles passte. 2006 in Deutschland vertraute Trainer José Pekerman dem damals 18-Jährigen noch nicht. Und 2010 stürzte Maradona alles ins Chaos bei seinem Versuch, so etwas wie einen ernstzunehmenden Trainer abzugeben. Sabella richtete seine Mannschaft von Anfang allein auf Messi aus. Er ernannte ihn zum Kapitän und gab ihm damit genau die Form der Unterstützung und Rückendeckung, die das kleine Genie in der Heimat zuvor so häufig vermisst hatte.
Im Gegensatz zu Cristiano Ronaldo oder auch di Maria kam „La Pulga“ („Der Floh“) dazu noch ausgeruht und fit nach Brasilien. Er hatte sich, so einige Kritiker, in der Rückrunde der vergangenen Saison nur noch für diese WM geschont.
„Das ist das wichtigste Spiel in unserem Leben“, schrieb Messi vorher auf seiner Facebook-Seite. Nach dem Spiel stand er mit hängendem Kopf und leerem Blick im Mittelkreis.