Zwei Küsschen für Kate
London (dpa) - Zwei Küsschen für Kate: Bei einer märchenhaften Hochzeit haben sich Prinz William und seine bürgerliche Verlobte Catherine Middleton das Jawort gegeben. London stand Kopf, weltweit fieberten die Menschen bei dem königlichen Spektakel mit.
Uniformen, Kutschen, Parademusik, kein Regen und ein Traum von einem Brautkleid: Der Tag lief für William und Kate perfekt. Nicht einmal, dass der Ring kurz klemmte, konnte da noch stören. Am Abend konnte im Palast eine große Party steigen.
Die Hochzeit war so, wie sich viele Briten ihre Monarchie wünschen: prunkvoll und traditionell, aber nicht verstaubt. Von der Verbindung des künftigen Thronfolgers mit der selbstbewussten Millionärstochter erhofft sich das Königshaus einen Modernisierungsschub. Ein Symbol für den Tag: Das Paar setzte sich ins Aston-Martin-Cabrio und William steuerte selbst. Luftballons flatterten hinterher.
Eine neue, pragmatische Haltung im Königshaus klingt auch aus dem von den Brautleuten verfassten Heiratsgebet heraus. Dort heißt es: „Lass uns im Alltagstrubel auf das schauen, was im Leben echt und wichtig ist und hilf uns, großzügig mit unserer Zeit, Liebe und Energie umzugehen.“
In den Straßen Londons feierten etwa eine Million Menschen mit Fahnen und Kostümen ein Freudenfest. Größere Zwischenfälle gab es nicht, rund 50 Menschen wurden festgenommen. Die Londoner Polizei sprach von einem „großartigen Erfolg“ der Riesenparty.
Nach der perfekten Zeremonie vor rund 1900 Gästen in der Westminster Abbey fiel der Hochzeitskuss zaghaft aus: Nach lauten „Kiss Kiss“-Rufen aus der jubelnden Menge vor dem Buckingham Palast gab es nur zwei kurze Lippenberührungen, um den Ehe-Pakt zu besiegeln. Gesamtlänge: 1,8 Sekunden. Immerhin aber länger als bei Williams Eltern, Diana und Charles, vor 30 Jahren.
Schon die Trauung war nicht so pompös wie die Hochzeit damals: Westminster Abbey ist deutlich kleiner als St. Paul's, der Schauplatz von 1981. Die Kirche war sehr zurückhaltend geschmückt.
Schlicht, modern und sexy kam die Braut zu ihrem großen Tag: Die 29-Jährige trug ein Diadem und ein zartes, elfenbeinweißes Kleid mit transparenter Spitze. „Es ist sehr hübsch, relativ klassisch, aber das passt in dieser Umgebung“, kommentierte der Designer Karl Lagerfeld. Catherine zog nur eine 2,70 Meter lange Schleppe hinter sich her - bei Diana waren es noch knapp fünf Meter mehr.
Entworfen hat das Traumkleid Sarah Burton vom britischen Modelabel Alexander McQueen. Der 28 Jahre alte Prinz trat im roten Uniformrock der Irish Guards mit Schärpe und Orden vor den Traualtar.
Das Paar wirkte trotz des strengen Protokolls wie viele andere Liebende an ihrem großen Tag: Als Catherine neben ihm vor dem Altar stand, formte William mit den Lippen Komplimente. Sie tauschten Blicke aus, lächelten und zeigten kleine Gesten der Zärtlichkeit. Leise, aber mit fester Stimme sprachen beide die kirchliche Formel: „Ich will Dich lieben und ehren in guten sowie in schlechten Zeiten, in Reichtum und Armut, in Gesundheit und Krankheit und Dir stets die Treue halten, gemäß Gottes Gesetz, bis dass der Tod uns scheidet.“
Aus der bürgerlichen Catherine Middleton wurde mit der Hochzeit offiziell zwar eine Königliche Hoheit, aber keine Prinzessin. Queen Elizabeth II. hat ihrem Enkel William kurz vor der Trauung den Titel des Herzogs von Cambridge „geschenkt“. Damit wird seine Frau automatisch als „Ihre Königliche Hoheit, Herzogin von Cambridge“, angesprochen.
Nach dem Gottesdienst fuhren die Eheleute winkend an der Spitze des Kutschenkorsos 2,4 Kilometer durch die Innenstadt zum Buckingham Palast. Vorübergehend ließ dabei sogar ein Sonnenstrahl Catherines Diadem - eine Leihgabe der Queen - hell funkeln.
Die Königin zeigte sich von der Hochzeit entzückt und nannte sie „fantastisch“, wie die Nachrichtenagentur PA berichtete.
Von einer „großen Inszenierung der englischen Monarchie“ schwärmte die Chefredakteurin der Zeitschrift „Bunte“, Patrica Riekel. Der britische Botschafter in Berlin, Simon McDonald, freute sich: „Alle sind so glücklich, und das Paar ist so ineinander verliebt. Sie sieht wirklich perfekt aus.“
Bereits viele Stunden vor dem Hochzeitsgottesdienst hatten sich Massen von Fans des Königshauses um die Abbey und den Palast gedrängt. Alle wollten einen Blick auf den Prinzen, seine Braut, die Queen und andere gekrönte Häupter erhaschen. In den vorderen Reihen der Kirche saßen neben der Königin und ihrem Ehemann Prinz Philip Prinz Charles und seine zweite Frau Camilla.
Aus Europas anderen Königshäusern waren Königin Margrethe II. von Dänemark, Schwedens Thronfolgerin Victoria mit ihrem Mann Daniel, der spanische Kronprinz Felipe mit seiner Frau Letizia und Prinz Willem-Alexander aus den Niederlanden mit seiner Gattin Máxima dabei. Wenige Wochen vor ihrer eigenen Hochzeit Anfang Juli schnupperten Prinz Albert von Monaco und seine Verlobte Charlene Wittstock schon zeremonielle Heiratsluft.
Auch Prominente wie Regisseur Guy Ritchie, Musiker Elton John und Fußballstar David Beckham mit seiner Frau Victoria kamen. Interessant dürfte für viele Beobachter das Erscheinen von Chelsy Davy (25) gewesen sein. Die junge Frau führt eine wechselhafte Beziehung mit dem jüngeren Bruder des Bräutigams, Prinz Harry (26). Die Augen richteten sich auch auf Pippa, Kates Schwester und Trauzeugin, die mit ihrem schicken Kleid die Zuschauer begeisterte.
An Prinzessin Diana, die verstorbene und verehrte Mutter des Bräutigams, erinnerte vieles an diesem Tag: Ihr Bruder Charles Spencer war mit seiner Familie unter den Gästen.
Nachmittags luden die Windsors 650 Gäste zum Hochzeitsempfang in den Palast. Serviert wurden Champagner, ausgefallene Canapés und die Hochzeitstorte. Am Abend steht dann ein feierliches Dinner für 300 Gäste an. Für das Programm war Trauzeuge Prinz Harry mitverantwortlich. Medienberichten zufolge soll der „Party-Prinz“ auch DJ-Musik und ein deftiges Katerfrühstück am frühen Morgen organisiert haben. Die Queen (85) und ihr Gatte Philip (89) wollen abends nicht mehr dabei sein.
Wo William und Kate ihre Flitterwochen verbringen, ist noch immer ein gut gehütetes Geheimnis. In gut zwei Wochen kehrt das Paar in die königliche „Normalität“ zurück: William tritt wieder seinen Dienst als Rettungsflieger beim Militär in Wales an, Kate kümmert sich um den Haushalt des gemeinsamen Cottages.