Zyperns Außenminister: „Europa ist unsolidarisch“
Frankfurt/Main (dpa) - Zyperns Außenminister Ioannis Kasoulidis hat die Eurozone wegen der Bedingungen für das Hilfspaket als unsolidarisch kritisiert.
„Um es ganz offen zu sagen: Wir haben dieses Vorgehen nicht als europäische Solidarität empfunden“, sagte Kasoulidis der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Donnerstag). Er verwies auf den zyprischen Eigenbeitrag in Milliardenhöhe zur Abwendung eines Staatsbankrotts.
Die deutschen Steuerzahler vergäßen, dass sie ihr Geld, mit dem in Schwierigkeiten geratenen Staaten der EU geholfen werde, nicht nur verzinst zurückerhielten, sondern dass die in den Süden transferierten Milliarden auch dem Erhalt der Absatzmärkte in der EU dienten. Bei der Frage, wie sich Zyperns Krise besser hätte lösen lassen, zeigte sich der Minister jedoch ratlos: „Ehrlich gesagt: Ich weiß es auch nicht.“
Zypern habe während der Verhandlungen in der vergangenen Woche sogar kurz vor der Entscheidung gestanden, aus der Eurozone auszuscheiden. „Das war eine Möglichkeit, die wir zeitweilig ernsthaft in Betracht ziehen mussten“, sagte Kasoulidis der Zeitung.
Der Politiker verteidigte die Versuche des zyprischen Finanzministers, in Moskau über Finanzhilfe zu verhandeln: „Es waren die EU und insbesondere Deutschland, die Russland an dem Bailout beteiligen wollten.“ Russland ist nach Kasoulidis Einschätzung auch bereit, Zypern zu helfen: „Präsident Putin hat Anweisungen gegeben, die Laufzeit des uns von Russland gewährten Kredits zu verlängern und den Zinssatz von 4,5 auf 2,5 Prozent zu senken.“
Die umstrittene Idee, auch Guthaben unter 100 000 Euro mit Zwangsabgaben zu belegen, sei von der EU-Kommission und nicht der zyprischen Regierung gekommen, meinte Kasoulidis. Inzwischen wurde dies rückgängig gemacht, dafür sollen wohlhabendere Kontoinhaber im Zuge einer Bankenrestrukturierung stärker zur Kasse gebeten werden.