Schwund von 28 Millionen Euro Bei der Solarworld AG wird das Eigenkapital knapp

Bonn (dpa) - Dem Photovoltaikunternehmen Solarworld AG geht nach jahrelangem Kampf gegen die Billigkonkurenz aus China das Eigenkapital aus: Das Unternehmen musste gemäß Aktienrecht für die Muttergesellschaft den Verlust der Hälfte des Grundkapitals anzeigen.

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Hintergrund sind hohe Kosten und Rückstellungen für eine Restrukturierung des Unternehmens, das 2016 tiefrote Zahlen geschrieben hat. Bei der Muttergesellschaft Solarworld AG verringerte sich das Eigenkapital 2016 um mehr als 28 Millionen Euro auf 2,6 Millionen Euro, wie das Bonner Unternehmen in einer Sofortmeldung für die Börse mitteilte.

In den Tochtergesellschaften - den Produktionstöchtern im thüringischen Arnstadt und im sächsischen Freiberg sowie der US-Tochter in Hillsboro/USA - sei aber noch viel Substanz vorhanden, sagte ein Sprecher. Insgesamt liege das Eigenkapital des Konzerns zum Jahresende bei über 120 Millionen Euro. Dies entspreche einer Eigenkapitalquote von 18 Prozent.

Der Vorstand werde eine Hauptversammlung einberufen. Zum Termin und der Tagesordnung gab es noch keine Angaben.

„Die Kosten für die eingeleiteten Maßnahmen zur Fokussierung lasten maßgeblich auf der Muttergesellschaft des Konzerns“, erklärte Finanzvorstand Philipp Koecke. Deshalb sei dort das Kapital so stark zurückgegangen.

Solarworld hatte wegen der hohen Verluste im Februar ein Sparprogramm mit Stellenabbau und zugleich neue Investitionen angekündigt. Die Zahlen für 2016 bestätigte Solarworld am Dienstag noch einmal. Danach hat das Unternehmen 2016 vor Steuern und Zinsen (Ebit) einen Verlust von 99 Millionen Euro (Vorjahr: minus 4 Mio Euro) erwirtschaftet. Der Umsatz hatte sich leicht auf gut 800 Millionen Euro erhöht. Für 2017 rechnet das Unternehmen mit einem besseren, aber weiterhin negativen Ergebnis. Die endgültigen Zahlen will Solarworld am 29. März vorstellen.

2013/2014 hatte Solarworld schon einmal einen scharfen Kapital- und Schuldenschnitt über die Bühne gebracht, bei dem Anleger und Gläubiger viele Millionen Euro verloren hatten. Der Wert der Aktien reduzierte sich damals auf fünf Prozent.

Das Unternehmen ächzt weiter unter hohen Schulden von - zum dritten Quartal - rund 314 Millionen Euro. Außerdem droht weiter eine Schadenersatzforderung von umgerechnet rund 720 Millionen Euro des ehemaligen Siliziumlieferanten Hemlock in den USA. Ein US-Gericht hatte diesen Anspruch im Sommer 2016 bejaht, Solarworld ist in Berufung gegangen.