Bundesbank: Niedrigzinsphase birgt Gefahr für Übertreibungen

Frankfurt/Main (dpa) - Die Deutsche Bundesbank warnt angesichts der extrem niedrigen Zinsen vor Risiken für die Finanzstabilität.

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„Je länger die Phase niedriger Zinsen anhält, umso größer ist die Gefahr, dass es zu Übertreibungen in bestimmten Marktsegmenten kommt“, erklärte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch bei der Vorstellung des jährlichen Finanzstabilitätsberichts der Notenbank.

Weil es kaum Alternativen gibt, waren zuletzt beispielsweise höher verzinsliche Unternehmensanleihen stark gefragt. Buch sieht Anzeichen für ein „übertriebenes Verlangen nach Renditen“ etwa bei den Unternehmensanleihen oder bei Großkrediten, die von mehreren Banken gemeinsam vergeben werden.

Dagegen sehe die Bundesbank auf dem Immobilienmarkt trotz der Preissteigerungen bei Häusern und Eigentumswohnungen vor allem in Ballungsräumen noch keine Gefahr für gefährliche Preisblasen. „Bislang bergen steigende Preise für Wohnimmobilien in Deutschland keine übermäßigen Risiken für die Finanzstabilität“, sagte Buch.

Die Bundesbank werde die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt aber sehr genau beobachten. Denn Umfragedaten deuteten darauf hin, dass sinkende Preise für Häuser und Wohnungen sowie steigende Ausfallraten bei Darlehen die Banken in Schwierigkeiten bringen könnten. „Gerade in den Ballungsräumen gibt es viele Objekt, die voll Kredit finanziert sind“, sagte Buch. Ausfälle könnten zu einer „erhebliche Belastung für die Banken werden“.

Insgesamt hat sich die Lage der deutschen Banken nach Einschätzung der Bundesbank im vergangenen Jahr verbessert: Altlasten wurden abgebaut, Kapitalpuffer gestärkt. Die jüngsten Tests der Europäischen Zentralbank (EZB) hätten erwiesen, dass die deutschen Kreditinstitute auch größeren Belastungen standhalten könnten, bilanzierte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret.

Allerdings warnte Dombret zugleich: „Ein starker und abrupter Anstieg der kurzfristigen Zinsen würde erhebliche Spuren in den Gewinn- und Verlustrechnungen der Banken hinterlassen.“ Die Branche in Deutschland leide unter schwachen Erträgen. „Langfristig müssen die deutschen Banken mehr verdienen, um im Wettbewerb bestehen zu können“, bekräftigte Dombret. Dabei sollten Fusionen kein Tabu sein.