Dow schließt mit größtem Wochenverlust 2012

New York (dpa) - Negative Meldungen aus China, Spanien und den USA haben dem Dow Jones Industrial Index am Freitag den größten Wochenverlust dieses Jahres eingebrockt. Das bekannteste Börsenbarometer der Welt sank um 1,61 Prozent, nachdem es bereits in der Vorwoche um mehr als 1 Prozent gefallen war.

Chinas Wirtschaft war im ersten Quartal nur mit 8,1 Prozent gewachsen. Zudem hatte sich das von der Universität Michigan ermittelte US-Konsumklima im April überraschend eingetrübt. Darüber hinaus wurde bekannt, dass Spaniens angeschlagener Bankensektor offenbar trotz der massiven Liquiditätsversorgung im Euroraum weiter in Geldnöten ist.

Am Freitag sank der Dow Jones Industrial Index um 1,05 Prozent auf 12 849,59 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 büßte 1,25 Prozent auf 1370,26 Punkte ein. An der Börse Nasdaq fiel der Composite-Index um 1,45 Prozent auf 3011,33 Punkte. Der Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 1,51 Prozent auf 2698,99 Punkte.

Das Plus von 8,1 Prozent beim chinesischen Wachstum ist der geringste Anstieg seit fast drei Jahren. Die obersten Wirtschaftslenker hatten vor zwei Wochen noch mit 8,4 Prozent Wachstum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gerechnet.

Außerdem standen Bankbilanzen im Fokus. Das Geschäft der US-Großbank JPMorgan hatte dank des Aufschwungs an den Börsen und der Wirtschaftserholung in den USA im ersten Quartal stark angezogen. Der Konzern hatte nach eigenen Angaben nur leicht weniger als im starken Vorjahresquartal verdient. Im Vergleich zum Schlussviertel 2011 war es sogar deutlich nach oben gegangen. Mit seinen Zahlen übertraf JPMorgan die Erwartungen der Analysten. Die Aktien legten vorbörslich noch klar zu, sanken zum Handelsschluss aber als zweitschwächster Wert im Index um 3,64 Prozent auf 43,21 US-Dollar. Am Dow-Ende verbilligten sich die Titel der Bank of America gar um mehr als 5 Prozent.

Die Bankaktien litten sowohl in den USA als auch in Europa unter neuen Hiobsbotschaften aus Spanien, begründeten Börsianer die Kursverluste. Die angeschlagenen Bankhäuser der viertgrößten Volkswirtschaft im Euroraum saugen sich weiter mit Zentralbankgeld voll, während die Risikoprämien an den Anleihemärkten steigen. Anleger wurden auch durch weitere typische Krisenanzeichen alarmiert: So stiegen die Prämien für Versicherungen gegen einen spanischen Zahlungsausfall deutlich an.

Vor diesem Hintergrund ging es auch für die Papiere von Wells Fargo nach unten, obwohl die Bank dank lukrativerer Kreditgeschäfte mit einem Gewinnsprung ins neue Jahr gestartet war. Das Institut hatte auch besser abgeschnitten als im Schlussquartal 2011 und übertraf zudem die Erwartungen der Analysten. Vor allem mit neueren Hypothekenkrediten hatte Wells Fargo mehr Geld verdient, während die Kreditausfälle zurückgegangen waren. Die Schuldenkrise lässt Wells Fargo weitgehend kalt, weil sich das Institut auf das Privatkundengeschäft konzentriert und vergleichsweise wenig Investmentbanking betreibt. Dennoch fielen die Wells-Fargo-Titel um 3,47 Prozent.

Im Tech-Sektor standen Google mit der Vorlage von Zahlen im Fokus. Der US-Internetkonzern hatte im ersten Quartal den Gewinn trotz Investitionen in neue Produkte und Mitarbeiter kräftig gesteigert. „Google hatte ein weiteres großartiges Quartal“, sagte Mitgründer und Konzernchef Larry Page. Die „großen Wetten“ auf das Handy-Betriebssystem Android, den Browser Chrome oder die Videoplattform Youtube hätten sich ausgezahlt.

Gleichzeitig mit der Zwischenbilanz hatte Google Pläne für einen Aktiensplit vorgestellt: Das Papier steht momentan bei etwas mehr als 620 Dollar - ungewöhnlich viel für eine Unternehmensaktie. Deshalb sollen die Anteilseigner für jedes Papier eine stimmrechtslose Aktie erhalten. Die Google-Aktien konnten in dem trüben Umfeld ihre nachbörslichen Gewinne vom Donnerstag nicht halten und fielen bei Ertönen der Schlussglocke um mehr als vier Prozent.

Im Plus aber notierten die Papiere von Dow Chemical, die um 1,62 Prozent zulegten. Anleger honorierten damit die angehobene Quartalsdividende des größten US-Chemiekonzerns.

Der Euro litt unter der wieder verschärften Schuldenkrise in Europa und wurde zuletzt bei 1,3079 US-Dollar gehandelt. Richtungweisende zehnjährige US-Anleihen legten vor diesem Hintergrund um 19/32 Punkte auf 100 4/32 Punkte zu. Ihre Rendite lag bei 1,985 Prozent.