Flowtex-Skandal vor Schweizer Gericht

Frauenfeld (dpa) - Einer der spektakulärsten Fälle von Wirtschaftskriminalität in der deutschen Geschichte bekommt in der Schweiz ein juristisches Nachspiel.

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Der 2003 vom Landgericht Mannheim wegen Milliardenbetrugs zu elfeinhalb Jahren Haft verurteilte Ex-Chef der Firma Flowtex, Manfred Schmider, und vier weitere Angeklagte müssen sich vom 5. Oktober an vor dem Bezirksgericht Frauenfeld verantworten.

Ihnen wird Veruntreuung, Geldwäscherei, Betrug und Steuerbetrug in Millionenhöhe vorgeworfen, erklärte eine Justizsprecherin am Montag. Sie bestätigte entsprechende Berichte der „Süddeutschen Zeitung“ sowie der Schweizer „Sonntagszeitung“.

Schmider, der sich einst als „Big Manni“ in Baden-Württemberg guter Beziehungen zur Politik erfreute, soll laut Staatsanwaltschaft des Kantons Thurgau mit Hilfe Schweizer Finanzinstitute Vermögenswerte veruntreut und der Flowtex-Insolvenzmasse in Deutschland entzogen haben. Von den elfeinhalb Jahren Haft saß Schmider zwei Drittel ab, der Rest wurde 2007 zur Bewährung ausgesetzt.

Die Firma hatte sich im Jahr 2000 als gigantische Betrugsmaschine entpuppt. Über die Firma „verkaufte“ Schmider Spezialbohrgeräte, von denen die meisten gar nicht existierten. Der Schaden belief sich auf 2,6 Milliarden Euro.

Große Teile des erschwindelten Vermögens hatte „Big Manni“ laut Anklage in der Schweiz angelegt. Dazu gehörten unter anderem eine Villa in St. Moritz, vier Bilder von Marc Chagall, ein hochkarätiger Diamant und weitere Edelsteine. Die Vermögenswerte seien mit Geld aus Milliardenbetrügereien in Deutschland angeschafft worden.

Mit Hilfe von Komplizen habe Schmider die Schweizer Besitztümer mehrere Jahre nachdem der Flowtex-Betrug in Deutschland aufgeflogen war flüssig gemacht, wie aus den Gerichtsunterlagen hervorgeht. Die Erlöse seien veruntreut und versteckt worden. Zumindest einen Teil dieser Flowtex-Vermögenswerte haben Schweizer Ermittler jedoch sicherstellen können. „Im Rahmen des Strafverfahrens wurden Vermögenswerte in zweistelligem Millionenbetrag beschlagnahmt“, wie es in einer Mitteilung des Gerichts heißt.

Nach Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“ und der „Sonntagszeitung“ hatte ein Rechtshilfeersuchen aus Deutschland die Ermittlungen in der Eidgenossenschaft ausgelöst. Dabei seien die Schweizer Behörden darauf gestoßen, dass die Ex-Frau von Schmider inzwischen in der Schweiz lebt und „dort mit viel Geld hantiert“. Sie gehört jetzt neben zwei weiteren Familienmitgliedern und einem Anwalt zu den Angeklagten.