Handwerk unter Volldampf

Vor allem am Bau gab es Umsatzsprünge. Doch nicht alle profitieren.

Düsseldorf. „Das Handwerk geht unter Volldampf ins neue Jahr.“ Wolfgang Schulhoff, Präsident des Nordrhein-Westfälischen Handwerkstags kann voller Selbstbewusstsein auf das vergangene Jahr zurückblicken.

Der Geschäftsklimaindex, der Gradmesser für die Stimmung der Handwerksunternehmer in NRW, sei auf dem höchsten Niveau der letzten 20 Jahre. Vor allem im Bauhauptgewerbe drückt sich das in überproportionaler Umsatzsteigerung aus.

Der Bauboom sei zum einen auf die Spätauswirkungen der Konjunkturpakete zurückzuführen. Aber auch auf die starke Dynamik im Gewerbebau und bei der Gebäudemodernisierung.

Handwerkspräsident Schulhoff sieht aber auch eine andere Ursache für die große Kundennachfrage nach Bauleistungen.

„Das Baugewerbe profitiert davon, dass viele Privateigentümer als Lehre aus der Finanzmarktkrise ihr Geld lieber in Eigentum stecken.“ Der private Konsum, der sich von der Krise weitgehend unbeeindruckt zeigt, kommt aber nicht allen Branchen gleichermaßen zugute.

Zwar hätten auch Bäcker und Konditoren von der Kauflust profitiert, Fleischereien aber mussten Einbußen hinnehmen. Schulhoff verweist hier auf oftmals gesunkenes Verbrauchervertrauen nach verschiedenen Lebensmittelskandalen (Stichwort: Antibiotika in Geflügelfleisch).

Auch das Gesundheitsgewerbe steht nicht so gut da. So plane jedes dritte der 5800 Augenoptik-, Zahntechniker- und Hörgeräte-Unternehmen, seine Investitionen zu kürzen. Unter hohem Wettbewerbsdruck steht auch das Friseurgewerbe.

Wie es weitergeht? Hier ist Schulhoff vorsichtig. Zwar setzt er auf ein Umsatzwachstum von 1,5 bis zwei Prozent. „Aber“, so Schulhoff, „die Risiken der Haushalts- und Euro-Krise sind so erheblich, dass alle Voraussagen unter großem Vorbehalt stehen.“

Dass auch die Mitgliedsbetriebe nicht viel Vertrauen in politische Weichenstellungen in der Krise haben, zeigt eine nicht repräsentative Umfrage, an der sich 428 Betriebsinhaber beteiligten: 83,6 Prozent bekundeten kein ausreichendes Vertrauen in den Europäischen Rat der Staats- und Regierungschefs.

Auch die Bundesregierung schneidet nicht gut ab: 64,7 Prozent der Handwerksunternehmer trauen ihr nicht genug Kompetenz in der Bewältigung der Haushalts- und Eurokrise zu.