Krisengeschüttelte Eurozone kämpft mit Rekord-Arbeitslosigkeit
Luxemburg/Brüssel (dpa) - Die Arbeitslosigkeit in den Euro-Ländern klettert von Rekord zu Rekord - erstmals lag die Quote zu Jahresbeginn bei zwölf Prozent. Vor allem in Krisenstaaten Südeuropas fehlt jungen Menschen eine Perspektive.
Die EU will gegensteuern und Jobs garantieren.
Im Februar waren 19,07 Millionen Menschen in der Eurozone ohne Job,
33 000 mehr als im Januar. Das meldete die europäische Statistikbehörde Eurostat am Dienstag in Luxemburg. Damit ist wegen der andauernden Schuldenkrise ein neuer Rekordstand seit der Euro-Bargeldeinführung im Januar 2002 erreicht.
Die Arbeitslosenquote im Eurogebiet betrug im Februar zwölf Prozent - auch das ist ein neuer Höchststand. Die Quote war bereits im Januar auf 12,0 Prozent geklettert, die Statistiker hatten jedoch zunächst 11,9 Prozent gemeldet. Nun korrigierten sie nachträglich ihre Angaben. In der gesamten EU mit 27 Staaten betrug die Quote 10,9 Prozent, 0,1 Punkte mehr als im Vormonat.
EU-Arbeitskommissar Laszlo Andor nannte die Zahlen inakzeptabel und sprach von einer „Tragödie für Europa“. Er ließ über seine Sprecherin erklären: „Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen alle verfügbaren Mittel anwenden, um Arbeitsplätze zu schaffen und wieder zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum zu kommen.“
In den Euro-Ländern waren im Februar knapp 1,8 Millionen Menschen mehr arbeitslos als ein Jahr zuvor. Besonders schwierig ist die Lage in den südeuropäischen Krisenländern. Griechenland und Spanien melden über 26 Prozent Arbeitslose, in Portugal sind es 17,5 Prozent.
Ganz hart trifft es die Jungen: Über die Hälfte der jungen Menschen unter 25 Jahren in Griechenland und Spanien ist ohne Job. In Portugal und Italien ist es statistisch mehr als jeder Dritte. Im Schnitt lag die Jugendarbeitslosigkeit in der Eurozone bei 23,9 Prozent. Genau ein Jahr zuvor waren 22,3 Prozent der jungen Menschen unter 25 Jahren arbeitslos. Wegen der Wirtschafts- und Schuldenkrise in vielen Ländern könnten die Zahlen laut Experten noch weiter ansteigen.
Deutschland meldete mit 7,7 Prozent die niedrigste Jugend-Arbeitslosenquote der Euro-Länder, gefolgt von Österreich (8,9 Prozent) und den Niederlanden (10,4 Prozent). Mit 5,4 Prozent Arbeitslosigkeit hat Deutschland auch insgesamt einer der niedrigsten Quoten im Euroraum. Nur Österreich steht mit 4,8 Prozent noch besser da. Die Eurostat-Zahlen können von Angaben der Behörden in den Mitgliedstaaten abweichen, da sie vereinheitlich werden.
Die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten berieten bereits mehrfach über die dramatische Lage von Berufsanfängern. Helfen soll eine sogenannte Jugendgarantie. Danach soll jeder junge Mensch unter 25 Jahren in Europa innerhalb von vier Monaten einen Job haben oder eine Ausbildung beginnen können. Es handelt sich dabei eine Selbstverpflichtung der Länder.
Auch für Praktikumsplätze oder die Teilnahme an Weiterbildungen wollen die EU-Länder sorgen. Dafür sollen in den kommenden Jahren insgesamt sechs Milliarden Euro fließen. Voraussetzung ist jedoch, dass sich die 27 EU-Staaten und das EU-Parlament auf den mehrjährigen Finanzrahmen der Union einigen, der von 2014 bis 2020 läuft. Ein Kompromiss dafür ist noch nicht in Sicht.
Die Fachminister der EU-Staaten hatten bereits grünes Licht für die Jugendgarantie gegeben, auch das EU-Parlament sprach sich dafür aus. Die Staatenlenker bekannten sich zum Abschluss des Gipfels im März ebenfalls dazu.