Mehr Schadenersatzklagen gegen Zuckerhersteller
Düsseldorf/Bremen (dpa) - Immer mehr Kunden verklagen die großen deutschen Zuckerhersteller wegen verbotener Wettbewerbsabsprachen auf Schadenersatz.
Auch Deutschlands größte Genossenschaftsmolkerei DMK habe eine Kartellschadenersatzklage gegen Südzucker, Nordzucker sowie Pfeifer & Langen eingereicht, bestätigte das Unternehmen am Mittwoch. Die drei Firmen hatten über viele Jahre Preise abgesprochen und Vertriebsgebiete aufgeteilt. 2014 waren sie deshalb vom Bundeskartellamt zur Zahlung von 280 Millionen Euro Bußgeld verpflichtet worden. Zuvor hatte das „Handelsblatt“ (Mittwoch) über Klagen mehrerer großer Unternehmen berichtet.
Die nun von den Kunden geforderte Summe könnte das Bußgeld des Kartellamts allerdings noch übersteigen. Nach Informationen der Zeitung gibt es mehr als 35 Kläger, die insgesamt eine halbe Milliarde Euro fordern. Allein am Landgericht Mannheim seien wegen der Zuckerkartellvorwürfe bisher mehr als 20 Klagen diverser Lebensmittelunternehmen anhängig, sagte ein Gerichtssprecher. Eine Klage von Goldeck Süßwaren werde voraussichtlich am 2. September verhandelt. In Hannover seien es acht Verfahren, in Köln vier, erklärten die dortigen Sprecher. Auch an anderen Standorten in Deutschland kann in dieser Sache geklagt werden.
Damit wächst die Zahl stetig. Die Reihe großer Firmennamen dabei ist lang: Die Markenhersteller Bauer, Ehrmann und Zentis fordern vor dem Kölner Landgericht gemeinsam Schadenersatz in Höhe von fast 119 Millionen Euro. Der Printenhersteller Lambertz klagt auf 11,6 Millionen Euro. Krombacher/Schweppes will eine Million Euro. Wie hoch die Forderungen der DMK sind, wollte das Unternehmen zunächst nicht bekanntgeben. Nach Informationen des „Handelsblatt“ fordert die Molkerei 28 Millionen Euro.
Die betroffenen Zuckerhersteller hatten bisher wenig Zahlungsbereitschaft signalisiert. Südzucker und Pfeifer & Langen waren am Mittwoch zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Auch Nordzucker wollte sich zu schwebenden Verfahren nicht äußern. Mit einer Vielzahl von Kunden habe man sich geeinigt, der Konzern bleibe grundsätzlich gesprächsbereit, teilte eine Sprecherin mit. „In der Sache ist das Unternehmen allerdings nach wie vor überzeugt, dass durch die vom Bundeskartellamt festgestellten Umstände kein Schaden bei den Kunden entstanden ist“, erklärte sie. „Wir werden vollkommen überzogene Ansprüche von daher auch mit allen juristischen Mitteln und durch alle Instanzen hinweg abzuwehren versuchen.“