Millionen für Deutschlands Manager: Beim Gehalt fast Spitze in Europa
Deutschlands Manager sind Spitze - zumindest beim Gehalt. Nur ihre britischen Kollegen kassieren im Schnitt mehr. Muss nun ein Gesetz her, um Gehaltsexzesse zu verhindern?
Frankfurt/Main (dpa) - Deutschlands Top-Manager sind beim Gehalt in Europa Spitze - nur ihre britischen Kollegen kassieren einer Studie zufolge mehr.
Auf durchschnittlich 4,3 Millionen Euro summierte sich die Vergütung der Chefs deutscher Konzerne für das Jahr 2011, wie aus den am Montag in Frankfurt veröffentlichten Zahlen des Beratungshauses ECGS hervorgeht.
Deutschland sei bei der Bezahlung seines Spitzenpersonals inzwischen wettbewerbsfähig, bilanzierte Jella Benner-Heinacher, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW): „In Zukunft ist der Aufsichtsrat gefordert, dass er schaut, dass bestimmte Grenzen nicht überschritten werden.“
Britische Unternehmensbosse erhielten der Studie zufolge mit mehr als fünf Millionen Euro noch knapp ein Viertel mehr. Deutschlands Top-Manager strichen jedoch 252 Prozent mehr als ihre Kollegen in Portugal und immerhin noch 25 Prozent mehr als Unternehmenschefs in Frankreich ein. Auf den Plätzen drei und vier der 14 untersuchten Länder landeten mit jeweils gut 4 Millionen Euro Chefs von Unternehmen in der Schweiz und Spanien.
ECGS (Expert Corporate Governance Service), dessen Partner unter anderen die DSW ist, nahm für die erstmals erstellte Studie die Vergütung von 392 Chefs europäischer Unternehmen unter die Lupe. Darunter waren die 30 Konzerne im Deutschen Aktienindex (Dax), einige MDax-Unternehmen und zum Beispiel auch der Autobauer Porsche.
Im Schnitt ergab sich eine Summe von 3,7 Millionen Euro. Während ein Großteil der Vergütung in Deutschland bar ausgezahlt werde, erhielten die Chefs britischer oder schweizerischer Unternehmen den Löwenanteil in Form von Aktien.
Spitzenverdiener der 392 Manager ist Maurice Lévy, Chef des weltweit drittgrößten Kommunikationsunternehmens Publicis. Er kam auf rund 19,76 Millionen Euro Gesamtvergütung. Das liege vor allem daran, dass Lévy einen seit Jahren aufgeschobenen Anspruch auf ein 16-Millionen-Bonuspaket geltend gemacht habe, hieß es zur Erklärung.
Auf Rang zwei findet sich der inzwischen zurückgetretene Barclays- Vorstandschef Bob Diamond. Seine Gesamtvergütung für 2011 lag demnach bei gut 17,5 Millionen Euro. Die britische Großbank war im Sommer in der Affäre um Zinsmanipulationen (Libor) in die Kritik geraten. Wegen verbotener Absprachen akzeptierte Barclays Ende Juni 290 Millionen Pfund Strafe. Diamond verlor wegen der Affäre seinen Posten.
Die dritthöchste Vergütung unter den Unternehmenslenkern kassierte Martin Sorrell vom britischen Werbeunternehmen WPP. Er kam auf eine Gesamtvergütung von 16,7 Millionen Euro. Auf Rang vier führt die ECGS-Auswertung als ersten Deutschen Volkswagen-Lenker Martin Winterkorn, der auf rund 16,6 Millionen Euro taxiert wird. Inklusive einer Nachzahlung für das Vorjahr kassierte Winterkorn sogar mehr als Sorrell: Nach VW-Angaben rund 17,5 Millionen Euro.