Mit dem Aufschwung wieder mehr Überstunden

Nürnberg/Berlin (dpa) - Die gute Auftragslage lässt sich in immer mehr Unternehmen nur noch mit Überstunden bewältigen. Allein im vergangenen Jahr seien in der deutschen Wirtschaft 15 Prozent mehr Überstunden geleistet worden als noch im Krisenjahr 2010.

Das berichtet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer Studie von Januar, aus der am Montag auch die „Bild“-Zeitung zitierte. Insgesamt hätten Beschäftigte im Jahr 2010 offiziell 1,25 Milliarden bezahlte Stunden geleistet - nach 1,086 Milliarden im Jahr davor. Im Schnitt sei jeder Beschäftigte im Aufschwungjahr 2010 zu 43,6 Überstunden herangezogen worden; im Jahr 2009 seien es lediglich 38,4 Überstunden gewesen, berichtet das Forschungszentrum der Bundesagentur für Arbeit.

Im Vor-Krisen-Jahr 2008 hatte das IAB noch 1,37 Milliarden Stunden Mehrarbeit gezählt. Nach Einschätzung verschiedener Arbeitsmarkt-Experten liegt die Zahl der unbezahlten Überstunden ähnlich hoch wie die der bezahlten Stunden, so dass insgesamt von einer Größenordnung von 2,5 Milliarden Stunden auszugehen ist.

Mit der Mehrarbeit in vielen Betrieben haben sich nach IAB-Erkenntnissen auch die Arbeitszeitkonten wieder gefüllt; die Arbeitszeitguthaben seien im Jahr 2010 im Schnitt um 3,7 Stunden aufgebaut worden; noch 2009 waren sie um 8,4 Stunden geschrumpft, geht aus einer Aufstellung der Nürnberger Arbeitsmarktforscher hervor. Viele Unternehmen hatten so in der Krise Entlassungen verhindern können.

Mit der verbesserten Arbeitsmarktlage und der schwindenden Sorge vor einem Jobverlust hat sich nach IAB-Erkenntnissen auch der Krankenstand bei den Beschäftigten wieder leicht erhöht. Im Schnitt hatte sich 2010 jeder Mitarbeiter 8,0 Tage krank gemeldet. Im Jahr davor waren es nur 7,4 Tage gewesen. Die Zahl der Urlaubstage und anderer Freistellungen hatte dagegen 2010 unverändert bei 30,7 gelegen.