Musikindustrie steht weltweit vor Wende zum Besseren
London (dpa) - Nach 15 Jahren Durststrecke steht die Musikindustrie nach eigener Einschätzung weltweit vor einer Kehrtwende zu neuem Wachstum. Der Jahresbericht über den digitalen Teil der Branche gebe Anlass zu „echtem Optimismus“.
Das sagte die Vorsitzende des Branchenverbandes IFPI, Frances Moore, am Montag in London. Führende Musikmanager gingen noch deutlich weiter. Rob Wells, Digital-Chef von Branchenprimus Universal Music, sagte: „Die Zukunft sieht extrem hell aus.“
Sein Kollege Edgar Berger, früher Deutschland-Chef und inzwischen für das internationale Geschäft von Sony Music zuständig, sieht im Internet inzwischen sogar einen „Segen für die Musikbranche“: „Nie zuvor wurde so viel Musik konsumiert wie jetzt“, betonte Berger und fügte hinzu: „Statt Gegenwind haben wir jetzt Rückenwind.“
Das Internet tue auch als Plattform für die Vermarktung seinen Dienst. „Shakira hat 44 Millionen "Gefällt mir"-Klicks bei Facebook“, sagte Berger. Die ersten Alben schafften es ohne Fernsehwerbung zur Nummer eins der Charts, etwa in Australien.
In Deutschland sind die Umsätze beim Verkauf von Tonträgern 2011 erstmals seit 1997 nicht mehr weiter gesunken. Der Verkauf von CDs, der nach wie vor das Rückgrat der Branche bildet, ging nur um 2,2 Prozent zurück. Dafür stiegen die Downloads um fast 30 Prozent.
Weltweit wurden im vergangenen Jahr 16,2 Milliarden US-Dollar (12,44 Milliarden Euro) mit dem Verkauf von Musik umgesetzt, nach 16,7 Milliarden US-Dollar im Jahr 2010. Der Verkauf von CDs ging um 9 Prozent auf knapp 11 Milliarden Dollar zurück. Dafür stieg der Verkauf digitaler Musik um 8 Prozent und durchbrach mit 5,2 Milliarden US-Dollar erstmals die Fünf-Milliarden-Grenze.
Die Umsätze in der Gesamtbranche seien im vergangenen Jahr nur noch um drei Prozent gesunken, sagte Moore. Der Rückgang bei den CDs werde immer mehr vom Anstieg bei den Downloads und Streamings aufgefangen. Große, legal agierende Verkaufsplattformen für Musik gebe es inzwischen in 58 Ländern der Welt, Anfang 2011 seien es nur 23 gewesen.
„Wir haben allen Grund zum Optimismus“, sagte Moore. „Aber es gibt noch viel zu tun“, betonte sie mit Blick auf den Kampf gegen die Online-Piraterie. In Ländern wie Frankreich und Neuseeland hätten gesetzliche Eingriffe bereits Wirkung gezeigt. In den USA, dem weltweit größten Musikmarkt, gebe es Anzeichen aus dem Kongress, dass eine Kompromisslösung bevorsteht. „Man kann das Problem nicht zur Hälfte lösen“, warnte Moore. „Es nützt nichts, wenn man in einem Raum, in dem wertvolle Dinge liegen, eine von zwei Türen verschließt.“