Treffen der Ölförderstaaten Opec vor Verlängerung der Produktionskürzung
Wien (dpa) - Die wichtigen Ölförderstaaten werden ihre Vereinbarung zur Produktionskürzung aller Wahrscheinlichkeit nach verlängern.
Doch die für die kommende Woche erwartete Weichenstellung der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) wird die Ölpreise nach Ansicht von Analysten nicht in die Höhe treiben, sondern eher auf einem stabilen Niveau halten. Das mächtige Öl-Kartell hatte mit wichtigen Nicht-Opec-Ländern wie Russland Anfang des Jahres eine Kürzung der Fördermenge umgesetzt.
Das Übereinkommen war zunächst für sechs Monate vereinbart worden. Eine Verlängerung bei dem halbjährlichen Opec-Treffen an diesem Donnerstag (25.5.) in Wien gilt als wahrscheinlich. Die Drosselung hatte die Ölpreise aber nur kurz beflügelt, nun hoffen die Förderländer auf einen neuen Preisanstieg.
Die ungewöhnliche Allianz der Opec- und Nicht-Opec-Staaten hat sich seit dem Beschluss im wesentlichen an die eigenen Vorgaben gehalten. Sie kürzten die tägliche Ölproduktion um insgesamt fast 1,8 Millionen Barrel (je 159 Liter). Die 13 Mitglieder des Kartells, allen voran Saudi-Arabien, haben die Tagesförderung um 1,2 Millionen Barrel auf 32,5 Millionen Fass reduziert.
Der Ölpreis war wie von den Förderländern erhofft zunächst auch um bis zu 15 Prozent gestiegen, nachdem er zuvor vor allem wegen des Überangebots deutlich abgestürzt war. Nach dem Abkommen pendelte der Preis wochenlang auf einem Niveau spürbar über der 50-Dollar-Marke. Zuletzt hat der Ölpreis aber wieder stark nachgegeben und liegt auf dem Stand vor der Einigung.
Um dem entgegenzuwirken, plant die Organisation mit den Partnern außerhalb des Kartells eine neue Frist zur Förderkürzung bis Ende des ersten Quartals 2018. Das wichtigste Opec-Mitglied Saudi-Arabien und das Nicht-Opec-Land Russland hatten sich bereits dafür ausgesprochen. „Es geht um Schadensbegrenzung nach unten“, sagte Alexander Pögl vom Forschungsinstitut JBC. Doch selbst mit dem neuerlichen Beschluss wird der Ölpreis laut Pögl in diesem Jahr zwischen 50 und 55 Dollar pro Fass bleiben. 2018 soll der Preis sogar noch weiter fallen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Einerseits drängen die USA als teuer produzierende Schieferöl-Konkurrenz immer stärker auf den Markt. Nach Ansicht Pögls werden große Nicht-Opec-Staaten wie Brasilien und Länder Westafrikas zudem mit neu erschlossenen Ölfeldern im ersten Quartal 2018 deutlich mehr fördern. Das führe wieder zu einem Überschuss an Öl am Weltmarkt, der die Preise im kommenden Jahr wohl wieder unter die 50-Dollar-Marke drücken werde.
Der schwindende Glaube des Markts an die Wirksamkeit der Opec-Kürzung hatte den Ölpreis nur kurz unter Druck gesetzt, schreibt die Commerzbank. Zwischenzeitlich seien „alle Gewinne seit der letzten Opec-Sitzung weggeschmolzen“, so die Analyse. Die Mitglieder waren zuletzt Ende November in Wien zusammengekommen.
Was Sorgenfalten auf die Stirn der Öl-Multis treibt, freut die Verbraucher. „Die Autofahrer tanken im langjährigen Vergleich relativ günstig“, sagte Alexander von Gersdorff, Sprecher des deutschen Mineralölwirtschaftsverbands. Im Sommer 2015 kostete Benzin pro Liter an einer der rund 14 500 Tankstellen der Bundesrepublik noch etwa 1,50 Euro. Aktuell zahlen die Deutschen etwas mehr als 1,30 Euro.
Die Opec liefert ein Drittel des weltweiten Bedarfs an Öl. Sie verfügt außerdem über die größten bekannten Reserven. Vor allem das von Armut und Misswirtschaft gebeutelte Venezuela hat immense Vorkommen. Das Kartell wurde 1960 in Bagdad von Saudi-Arabien, dem Iran, dem Irak, Kuwait und Venezuela gegründet.