Rösler lädt zu Griechenland-Treffen - Moody's stuft ab
Berlin/London (dpa) - Die Bundesregierung will gemeinsam mit der Wirtschaft nach neuen Wegen für Investitionen in Griechenland suchen. Dazu berief Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) für Mittwoch ein Treffen in Berlin ein.
Nach Angaben eines Ministeriumssprechers vom Montag soll dabei ausgelotet werden, wie das „Wachstum in Griechenland belebt werden kann“. Eingeladen sind etwa 20 Verbände. Derweil hat die US-Ratingagentur Moody's Griechenlands Kreditwürdigkeit nach dem weiteren milliardenschweren Rettungspaket erneut zurückgestuft - anders als die Ratingagentur Fitch allerdings vorerst auf die Bewertung „Zahlungsausfall“ („default“) verzichtet.
Nach einem Bericht des „Handelsblatts“ (Montag) arbeitet der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bereits an einem Konzept, um die Investitionsanreize in dem südeuropäischen Land zu verbessern. Die Gespräche liefen bereits seit mehr als einem Jahr, auf ausdrücklichen Wunsch des Kanzleramts. An einem Gespräch mit dem griechischen Wirtschaftsminister Michalis Chrisochoidis in der vergangenen Woche seien mehrere Dax-Konzerne beteiligt gewesen.
Nach zuletzt „Caa1“ lautet die neue Bewertung für das hochverschuldete Land bei Moody's jetzt „Ca“, heißt es in einer Mitteilung der Agentur vom Montag in London. Die Bewertung griechischer Staatsanleihen belässt Moody's damit weiter auf „Ramsch-Niveau“. „Ca“ ist die schlechteste Note über einem Kreditausfall. Ein Ausfall wird bei Moody's mit der Note „C“ gekennzeichnet.
Der Ausblick der Kreditbewertung bezeichnete Moody's als vorerst noch offen. Damit beschreibt die Agentur die „aktuelle Unsicherheit über den exakten Marktwert der Kreditsicherheiten“. In ersten Reaktionen äußerten sich Experten aber zurückhaltend zu den Folgen der Moody's-Abstufung an den Finanzmärkten. Mit dem neuen Rettungspaket für Griechenland habe der EU-Sondergipfel in der vergangenen Woche einen kurzfristigen Zahlungsausfall „billigend in Kauf genommen“, hieß es in einer Einschätzung der HSH Nordbank. Daher werde die jüngste Bewertung durch Moody's an den Finanzmärkten „kaum Folgen haben“.
Durch das neue Rettungspaket für Griechenland werde für das hoch verschuldete Land „Zeit gekauft“, hieß es weiter in der Stellungnahme von Moody's. Das in der vergangenen Woche verkündete Rettungsprogramm für Griechenland bedeute für die privaten Gläubiger des Landes allerdings „substantielle ökonomische Verluste“. Moody's führte in der Stellungnahme eine Schätzung der Internationalen Bankenvereinigung (IIF) zu den möglichen Verlusten für die Besitzer griechischer Staatsanleihen an - demnach dürften die Verluste bei mehr als 20 Prozent liegen.
Die Wahrscheinlichkeit eines notgedrungen Umtauschs von griechischen Staatsanleihen in Papiere mit einer längeren Laufzeit liegt nach Einschätzung der Moody's-Experten bei „nahezu 100 Prozent“. Das heißt, nahezu alle Banken und Versicherungen, die derzeit griechische Staatsanleihen halten, dürften das geplante Umtauschangebot annehmen. Ein solcher Umtausch wird von der Agentur weiterhin als ein Zahlungsausfall gewertet.
Moody's kündigte weiter an, nach dem Abschluss des geplanten Umtauschs von griechischen Staatsanleihen, die Kreditrisiken aller bestehenden Anleihen und aller von der Regierung in Athen neu vergebenen Papiere zu bewerten. Immerhin sieht die Ratingagentur auch wachsende Anzeichen, dass sich die finanzielle Lage Griechenlands in den kommenden Jahren stabilisieren könnte. Das Land „könnte seine Schuldenlast möglicherweise reduzieren“. Der Schuldenstand dürfte aber für viele Jahre über 100 Prozent der Wirtschaftsleistung liegen.