Werk Arnstadt läuft weiter Sanierer Piepenburg soll Solarworld retten

Bonn (dpa) - Nach dem Insolvenzantrag des Solarherstellers Solarworld tritt der erfahrene Sanierungsexperte Horst Piepenburg an, um das Unternehmen mit insgesamt 3300 Beschäftigten zu retten. Das Amtsgericht Bonn bestellte den Düsseldorfer Anwalt zum vorläufigen Insolvenzverwalter.

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Der 63-Jährige hat sich mit erfolgreichen Einsätzen einen Namen gemacht. So schaffte er es 2002 beim insolventen Oberhausener Babcock-Konzern, trotz der Pleite die Mehrzahl der rund 21 000 Jobs zu retten. „Ich übernehme keine aussichtslosen Mandate“, wird Piepenburg zitiert.

Die Produktion bei Solarworld laufe vorerst weiter, sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag. Künftig muss aber Piepenburg entscheiden, ob etwa neues Material nachgekauft werden darf. Nach weiteren Insolvenzanträgen vom Freitag unter anderem für die Solarworld-Töchter in Sachsen und Thüringen wurde Piepenburg auch für sie zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Seine wichtigste Aufgabe dürfte nun die Suche nach einem Investor sein.

„Mit meinem Team werde ich mich nun zügig mit der aktuellen Lage des Unternehmens auseinandersetzen“, erklärte Piepenburg. Zunächst werde man sich darum kümmern, dass Löhne und Gehälter für die Monate Mai, Juni und Juli über die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes sichergestellt werden. Von wesentlicher Bedeutung sei jetzt, den Geschäftsbetrieb so reibungslos wie möglich aufrechtzuerhalten.

Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sicherte bei einem Besuch des erst vor einigen Jahren eröffneten Werks in Arnstadt die Unterstützung des Landes zu. Hier beschäftigt Solarworld nach Angaben vom Freitag noch 735 Mitarbeiter. Am sächsischen Standort Freiberg arbeiten demnach 1260 Beschäftigte, in der Konzernzentrale in Bonn rund 250. Hinzu kommt unter anderem ein großer US-Standort. Insgesamt hat die Gruppe weltweit gut 3000 Mitarbeiter.

Solarworld hatte am Donnerstag Insolvenz für die Konzernmutter Solarworld AG angemeldet. Das Unternehmen macht für sein Scheitern vor allem Dumping-Angebote aus China verantwortlich, die den Marktpreis in den Keller gedrückt hätten.

Der für viele Anleger und Mitarbeiter überraschende Insolvenzantrag beschäftigt auch die Finanzaufsicht Bafin. Es werde geprüft, ob die Anleger rechtzeitig über drohende Risiken informiert worden seien, sagte eine Bafin-Sprecherin. Zuvor hatte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Freitag) darüber berichtet.

Laut „FAZ“ geht es darum, ob der bisherige Firmenchef Frank Asbeck das Überschuldungsrisiko in der Bilanzpressekonferenz nur wenige Wochen vor dem Insolvenzantrag heruntergespielt habe. Asbeck verteidigte seine Informationspolitik. Er sei selbst von der Zuspitzung der Krise überrascht worden, sagte er dem Wirtschaftsmagazin „Capital“. Am Freitag teilte Asbeck mit: „Wir werden dem vorläufigen Insolvenzverwalter gründlich und zügig zuarbeiten und tatkräftig unterstützen.“

Zu Wort meldeten sich auch Vertreter von Anlegern. Aktionäre und Anleihegläubiger sollten ihre jeweiligen Interessen bündeln, riet der Frankfurter Anwalt Klaus Nieding. Die Anleger müssten von Anfang an in die kommenden Entscheidungsprozesse einbezogen werden.