Verdi ruft bei Postbank zu Warnstreiks auf

Bonn/Berlin (dpa) - Die Gewerkschaft Verdi zieht im Streit mit der Postbank die Daumenschrauben an und ruft die gut 22 000 Beschäftigten zu bundesweiten Warnstreiks auf. Die 14 Millionen Postbank-Kunden müssen am Donnerstag und Freitag mit erheblichen Beeinträchtigungen rechnen.

Auch Postkunden könnten betroffen sein. Eine Sprecherin der Gewerkschaft betonte zwar, in den von der Postbank übernommenen 1100 großen Postfilialen könnten Kunden während des Ausstands weiter Briefe und Pakete abgeben. Demgegenüber sagte Post-Sprecher Dirk Klasen: „Es ist nicht auszuschließen, dass in diesen Filialen auch Postkunden betroffen sein könnten.“

Die Postbank hatte in den vergangenen Jahren sämtliche große Postfilialen von der früheren Mutter Deutsche Post übernommen. Die Mehrheit der Postbank-Beschäftigten ist gewerkschaftlich organisiert. In den Filialen sind aber auch noch viele Beamte tätig, die nicht streiken dürfen.

Verdi wirft der Postbank vor, im Zuge der Übernahme durch die Deutsche Bank die Arbeitsbedingungen bei Gehalt, Urlaub und Arbeitszeiten drastisch verschlechtern zu wollen. Die Deutsche Bank, die bereits Mehrheitseigner ist, wolle Kosten senken und Einsparungen bei den Beschäftigten durchsetzen.

Die Streikankündigungen von Verdi seien unverständlich und ungerechtfertigt, sagte Postbank-Sprecher Joachim Strunk der Nachrichtenagentur dpa. Bei den laufenden Tarifverhandlungen seien bereits erfolgreich Vereinbarungen getroffen worden, wie vor allem der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2014. Die Postbank sei weiter zu Verhandlungen und Kompromissen bereit und rufe Verdi zu weiteren „konstruktiven Verhandlungen“ auf.

Die Gewerkschaft wendet sich konkret dagegen, dass Teile der Postbank im Zuge der Integration in die Deutsche Bank in neue Gesellschaften zu wesentlich schlechteren Bedingungen ausgegliedert werden sollen. Verdi befürchtet längere Arbeitszeiten, weniger Urlaub und deutlich niedrigere Gehälter. Sie will den Besitzstand der Beschäftigten sichern und fordert einen Überleitungstarifvertrag für alle betroffenen Beschäftigten der Postbank AG und ihrer Töchter. Die bisher bestehenden Tarifverträge sollen in der jeweiligen Fassung weitergelten, um die Beschäftigten abzusichern.

Die bisherigen Tarifverhandlungen mit der Postbank hätten gezeigt, dass die Arbeitgeber nicht einlenken wollten, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Beate Mensch. „Sie wollen die abgemagerten Ergebnisse, die sie in der Investmentsparte der Deutschen Bank erzielt haben, auf dem Rücken der Beschäftigten im Kunden- und Kreditgeschäft ausgleichen und zusätzlich erhebliche Einsparungen in diesen Teilbereichen der Postbank durchsetzen.“ Verdi werde das nicht zulassen.

In einem Szenario mit dem schlimmsten Fall könne die Postbank einen Streik nur kurze Zeit - ein bis zwei Tage - durchhalten, berichtete das „Handelsblatt“ unter Berufung auf ein internes Papier des Geldinstituts. Es entstünden „wesentliche Risiken in zentralen Geschäftsbereichen“. Dabei gehe es vor allem um den Zahlungsverkehr, bei dem die Postbank auch Dienstleister für andere Geldinstitute sei - pro Tag fielen hier 30 Millionen Transaktionen an.