Volkswagen hat es weiterhin schwer in den USA
Wolfsburg (dpa) - Europas größter Autobauer Volkswagen stärkt sich im Kampf um die Weltspitze mit einem soliden Verkaufsplus für das erste Halbjahr 2014.
Allerdings bleibt das Geschäft für Europas Branchenprimus auf dem zweitgrößten Automarkt der Welt, den USA, schwierig.
In den ersten sechs Monaten lieferten die Wolfsburger weltweit 4,97 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge aus - eine Steigerung von 5,9 Prozent im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2013. Das teilten die Wolfsburger am Freitag mit. Ihre Konkurrenten, der Weltmarktführer Toyota und die Amerikaner von General Motors (GM), haben noch keine Zahlen vorgelegt. Die Wolfsburger sorgen also für die erste Messlatte.
In den USA fielen die konzernweiten Verkäufe im Juni abermals zurück. Volkswagen steckt dort zum Halbjahr im Vergleich mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum 5,3 Prozent im Minus. Dabei blickt der US-Gesamtmarkt zum Halbjahr auf gut vier Prozent Zuwachs - noch eine Schippe mehr als im vergangenen Jahr. Zu allem Überfluss flackerte am Freitag auch das Thema Mitbestimmung in den USA erneut auf.
Der Kernmarke mit dem VW-Logo fehlen in den USA frische Modelle. Während die VW-Töchter Audi und Porsche dank A3 und Macan in den Staaten davonfliegen, reißt der Negativtrend der volumenstarken VW-Kernmarke VW-Pkw alles in den Keller: Auf Halbjahressicht sind es gut 13 Prozent Minus, jüngst im Junivergleich sogar satte 22 Prozent.
Mit globaler Brille sind die VW-Schwierigkeiten in den USA aber nur ein kleiner Ausschnitt eines ansonsten in Summe erfreulichen Bildes: Denn international gesehen nimmt Europas größter Autobauer die zweite Jahreshälfte mit dem soliden Plus von rund 6 Prozent in Angriff.
Über das gesamte vergangene Jahr hatte der Zwölf-Marken-Konzern inklusive seiner schweren Nutzfahrzeuge rund 9,73 Millionen Einheiten verkauft. Während Europa vom Krisenniveau kommend zusehends wächst und der wichtigste Einzelmarkt China weiter mit zweistelligen Absatzverbesserungen glänzt (17,5 Prozent), liegen Nordamerika mit 3 Prozent und Südamerika mit 22,1 Prozent im Minus. Getrieben von Dämpfern in Brasilien kämpft die gesamte Autobranche in Südamerika, in Nordamerika aber mit dem Kernmarkt USA ist das Minus ein VW-Problem. Vertriebschef Christian Klingler betonte das stimmige Gesamtbild. Man gehe „selbstbewusst in die zweite Jahreshälfte“.
Fern des Absatzthemas unternimmt die US-Autogewerkschaft UAW derweil einen neuen Anlauf, um im Volkswagen-Werk im Bundesstaat Tennessee einen Fuß in die Tür zu bekommen. Die UAW gab am Donnerstag die Gründung des Ortsverbandes „Local 42“ bekannt, speziell gedacht für die 2500 Mitarbeiter starke VW-Fabrik in Chattanooga. Ziel ist es, einen Betriebsrat nach deutschem Vorbild zu bekommen.
Es handele sich um eine Angelegenheit der Gewerkschaft, sagte ein VW-Sprecher auf Anfrage: „Es gibt keinen Vertrag oder eine andere formale Vereinbarung mit der UAW in dieser Sache.“ Nach den Worten von UAW-Schatzmeister Gary Casteel hofft die Gewerkschaft aber, durch den Beitritt eines „bedeutenden Anteils“ der Belegschaft vom Unternehmen als Arbeitnehmervertretung anerkannt zu werden.
Um die Mitarbeitervertretung gibt es seit längerem Zwist. Der mächtige Konzernbetriebsrat in Wolfsburg hatte auf die Einrichtung gedrungen. Gegenwind kam von den regierenden Republikanern vor Ort, für die die UAW ein rotes Tuch ist. Sie geben der Gewerkschaft eine Mitschuld am Niedergang der Autoindustrie in Detroit und fürchten negative Folgen für die eigene Region. Der erneute Vorstoß der UAW kommt ausgerechnet in einer Zeit, in der mit der Entscheidung für die Produktion eines neuen US-Massenmodells gerechnet wird - eines siebensitzigen SUV, der Anfang 2013 als „Crossblue“ Premiere gefeiert hatte. Chattanooga gilt als Favorit. Doch der Streit rund um die UAW hatte zwischenzeitlich staatliche Investitionsanreize gefährdet.