Warnstreik bei der Lufthansa: Nichts geht mehr

Mit einem flächendeckenden Warnstreik macht das Bodenpersonal bei der Lufthansa weiter Druck für höhere Gehälter und sichere Jobs. Weil aber die Passagiere über den nahezu kompletten Flugausfall rechtzeitig informiert wurden, blieb ein Chaos aus.

Frankfurt/Berlin/Düsseldorf (dpa). Mit einem Warnstreik hat das Bodenpersonal der Lufthansa den Flugverkehr der Airline fast in ganz Deutschland lahmgelegt. An den flächendeckenden Aktionen beteiligten sich am Montag mehrere tausende Mitarbeiter, wie die Gewerkschaft Verdi in Berlin mitteilte.

Lufthansa hatte im Vorfeld fast alle Flüge gestrichen. Von insgesamt 1720 geplanten Verbindungen sollten nur 32 starten. Besonders betroffen von den Streichungen waren die Deutschland- und Europa-Verbindungen. Auch für den Dienstag sind bereits wegen der gestörten Umläufe erste Flüge abgesagt worden.

Die Terminals etwa am Drehkreuz Frankfurt oder in Hamburg blieben weitgehend leer, weil die Kunden rechtzeitig über die Absagen informiert worden waren. Für Inlandsverbindungen hatte die Fluggesellschaft ihre Kunden auf die Fernzüge der Deutschen Bahn verwiesen, auf die Flugtickets umgebucht werden konnten. „Die Lage ist entspannt. Wir haben ein leicht erhöhtes Fahrgastaufkommen“, sagte ein Konzernsprecher.

Die Züge seien am Morgen vor allem zwischen Nürnberg und Frankfurt in beiden Richtungen voll gewesen, hieß von einem Bahnsprecher in München. Um für Entlastung zu sorgen, seien einige ICEs verstärkt worden, auch habe man einen zusätzlichen Zug eingesetzt. Der Warnstreik sei das richtige Signal an Lufthansa, sagte Christine Behle, Verdi-Bundesvorstand und Verhandlungsführerin in der Tarifauseinandersetzung.

„Gemeinsam machen wir deutlich, dass wir die absurden Forderungen nach Lohnsenkungen nicht hinnehmen werden, sondern uns dagegen zur Wehr setzen“, sagte Behle bei einer Kundgebung am Flughafen in Hamburg. Auch an anderen Flughäfen waren Kundgebungen geplant.

Verdi fordert in dem Tarifkonflikt mit Lufthansa 5,2 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 12 Monaten und Jobgarantien für rund 33 000 Mitarbeiter. Deutschland größte Airline hatte die Forderungen mit einem nach Geschäftsfeldern modifizierten und in Teilen erfolgsabhängigen Vergütungsangebot gekontert.

Über einen Zeitraum von 29 Monaten kämen einzelne Berufsgruppen auf eine Steigerung von mehr als drei Prozent, hatte Personalvorstand Stefan Lauer erklärt. Jobgarantien macht Lufthansa von strukturellen Änderungen etwa zu längeren Arbeitszeiten und verschobenen Stufensteigerungen abhängig. Schon am späten Sonntagabend hatten Lufthansa-Techniker in Stuttgart die Arbeit niedergelegt.

Auf den meisten Flughäfen in Deutschland starteten die Warnstreiks des Bodenpersonals gegen 5.00 Uhr am Montag. Auch am Lufthansa-Drehkreuz Frankfurt blieben die Schalter am Morgen leer, wie Gerold Schaub von Verdi Frankfurt berichtete. Großer Andrang herrschte zunächst nicht. „Das Terminal ist fast leer, weil die meisten Passagiere wohl darauf vorbereitet waren.“

Auch an den Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf blieb es ruhig. Die Flugpassagiere hätten sich schon im Vorhinein um eine Umbuchung oder Stornierung gekümmert, sagte ein Sprecher in Düsseldorf. „Die meisten kommen erst gar nicht zum Flughafen.“ Dass Reisende von den Ausfällen nichts mitbekommen hätten, sei nur vereinzelt der Fall gewesen.

Nur drei Atlantikflüge nach New York, Miami und Chicago sollten am frühen Nachmittag planmäßig von Düsseldorf aus starten. Verwaiste Schalter und ein fast menschenleeres Terminal waren auch am Flughafen Leipzig/Halle zu sehen: In der Abflughalle wartete am Morgen lediglich eine Touristen-Gruppe auf ihren Start in Richtung Türkei. Gähnende Leere herrschte ebenso am Flughafen Stuttgart.

Es ist bereits die zweite Welle von Arbeitsniederlegungen. Am 21. März waren bei einem kürzeren Warnstreik mit etwa 7000 Beteiligten bundesweit 700 Flüge ausgefallen. Die nächste Verhandlung zwischen den Tarifparteien steht am 29./30. April an.