Wie Firmenchefs über Liebschaften stolpern

CIA-Boss David Petraeus war nicht die erste Führungskraft, der eine Affäre zum Verhängnis wurde.

New York. Wohl selten hat eine Liebschaft für solche Schlagzeilen gesorgt wie bei CIA-Chef David Petraeus (60) und seiner Biographin Paula Broadwell. Von einer Gefahr für die nationale Sicherheit der USA war die Rede. Der ehemalige Vier-Sterne-General musste gehen.

Sein Schicksal teilen zahlreiche Konzernchefs in den Vereinigten Staaten, die wegen Liebschaften ihre Jobs verloren. Dabei war es gar nicht immer die Affäre selbst, die der Grund für den Rauswurf war. Manche Manager vergnügten sich schlicht auf Firmenkosten.

Mit dem Rauswurf von Mark Hurd (heute 55) im August 2010 begann der Niedergang des einstmals weltgrößten Computerkonzerns Hewlett-Packard. Hurd war eine Liaison mit einer blonden Schönheit eingegangen, die für HP hin und wieder auf Veranstaltungen jobbte. Wie weit das Techtelmechtel ging, wurde nicht geklärt. Zu Intimitäten soll es nie gekommen sein, versicherten beide Seiten. Der Manager lud die Gelegenheits-Schauspielerin jedenfalls mehrfach auf Firmenkosten zum Essen ein — das war der Grund, ihn abzusägen.

Der Abgang erwies sich für HP als verhängnisvoll. Nun kam mit Léo Apotheker der Ex-Chef des Software-Konzerns SAP an die Macht. Der Zukauf des britischen Software-Entwicklers Autonomy entpuppte sich als Milliardengrab. Zudem brachen die Verkäufe von Computern und Druckern ein.

Apotheker ist längst gegangen, seine Nachfolgerin Meg Whitman muss einen Milliardenverlust nach dem nächsten verkünden. Hurd dagegen traf es gut: Er ist nun beim Software-Konzern Oracle seines Freundes Larry Ellison und führt dort das Tagesgeschäft. Von neuen Affären ist nichts bekannt.

Diese Affäre flog nur wenige Stunden nach dem Ausscheiden von CIA-Chef Petraeus auf. Christopher Kubasik (51) hätte im Januar neuer Chef des US-Rüstungsriesen werden sollen. Doch der Manager ging eine Beziehung zu einer Mitarbeiterin ein. Lockheed-Martin sprach von einem Bruch der Ethik-Regeln, Kubasik musste gehen. Neue Lockheed-Chefin wird nun Marillyn Hewson.

Schon etwas länger zurück liegt der Rauswurf von Boeing-Chef Harry Stonecipher (heute 76). Er stürzte 2005 über Ethik-Richtlinien, die er selbst mit auf den Weg gebracht hatte, indem er eine Affäre mit einer „weiblichen Führungskraft“ einging, wie es damals hieß. Boeing forderte ihn zum Rücktritt auf. Stoneciphers Ehefrau, mit der er 50 Jahre verheiratet war, reichte die Scheidung ein.

Es war mehrfaches Pech für den vielgelobten Spitzenmanager: Stonecipher war eigentlich schon im Ruhestand, als Boeing ihn zwei Jahre zuvor zurückgeholt hatte, um kurzfristig als Firmenlenker einzuspringen.

Jim McNerney übernahm letztlich das Ruder und führt Boeing noch heute.