Auf der Straße im Netz: Internetzugang im Auto
Düsseldorf (dpa/tmn) - Es klappt im Zug und am Strand. Warum sollte man nicht auch im Auto ins Internet gehen können? Viele Fahrzeuge haben inzwischen Technik an Bord, mit der Fahrer und Passagiere theoretisch auch bei Tempo 160 auf der Autobahn surfen können.
Doch wie funktioniert der mobile Internetzugang, wie zuverlässig ist er, und wann lässt man besser die Finger davon? Was das Internet im Auto genau kann, ist von Marke zu Marke unterschiedlich. Alle Hersteller haben dafür eigene Systeme - BMW zum Beispiel ConnectedDrive, Mercedes hat Comand Online, Volkswagen Car-Net. „Interessant sind natürlich vor allem Dienste, die dem Fahrer unmittelbar helfen“, sagt Dominik Wee von der Unternehmensberatung McKinsey. Gemeint sind etwa die aktuelle Verkehrslage, Wetterberichte, eine Tankstellensuche oder die Möglichkeit, Radiosender und Musik aus dem Netz zu streamen.
„Solche Dienste gibt es inzwischen bei vielen Herstellern“, sagt Arnulf Thiemel vom ADAC Technik Zentrum in Landsberg. Manchmal lassen sich damit nicht nur Informationen zur Autofahrt, sondern zum Beispiel auch E-Mails, Börsenkurse oder Nachrichten abrufen. Ein oder zwei Jahre nach dem Kauf seien solche Angebote in der Regel kostenlos, erklärt Thiemel. Danach muss der Fahrer für den Service monatliche oder jährliche Gebühren bezahlen.
Jenseits der integrierten Dienste gibt es aber auch die Möglichkeit, über das Auto und UMTS- oder LTE-Mobilfunknetze regulär zu surfen, etwa in sozialen Netzwerken oder einfach auf Webseiten. „Sie können auf der Autobahn natürlich auch mit ihrem Smartphone ins Internet gehen“, sagt Thiemel. „Wegen der Abschirmung durch die Fahrzeugkarosserie klappt das aber nicht so gut.“
Nutzt man das eingebaute Mobilfunkmodul des Autos, läuft die Verbindung über eine Außenantenne ungestört. Im Inneren des Fahrzeugs baut das Modul einen WLAN-Hotspot auf, in den sich Passagiere mit Smartphones, Tablets oder Notebooks einwählen können. Hat das Auto die Hotspot-Technik nicht an Bord, lässt sie sich auch nachrüsten. Entsprechende Sets aus Mini-Router und Außenantenne kosten laut Thiemel etwa 250 Euro.
Voraussetzung fürs Surfen auf der Autobahn ist natürlich eine stabile Verbindung. Außerhalb von Ballungsräumen hat vor allem das LTE-Netz Lücken. Es geht aber auch ohne den schnellsten Standard.
Außerdem brauchen Autofahrer für die Verbindung ins mobile Netz eine SIM-Karte. Gelegentlich lässt sich dafür das Smartphone verwenden, in den meisten Fällen muss aber eine neue SIM her. BMW baut sie bei seinem System ConnectedDrive fest ins Auto ein. Das ist aber eher die Ausnahme, sagt Thiemel: „In der Regel halten sich die Autohersteller da raus.“ Fahrer müssen sich also selbst eine Karte besorgen und etwa einen separaten Vertrag mit einem Mobilfunk-Provider abschließen.
Unfallforscher wie Walter Niewöhner von der Prüforganisation Dekra sehen die Technik eher kritisch. „Das ist eine zusätzliche mögliche Ablenkung für den Fahrer“, warnt er. Unkritisch seien höchstens integrierte Dienste, die zum Beispiel die Navigation und das Radio ergänzen oder ersetzen.
Das wissen natürlich auch die Hersteller - und haben vorgesorgt. Viele Internetfunktionen lassen sich oft nur nutzen, wenn der Wagen steht. Andere Hersteller sperren solche Dienste nicht grundsätzlich, sondern schalten während der Fahrt auf Vorlesefunktionen und Sprachsteuerung um. Damit bleiben wenigstens die Augen des Fahrers auf die Straße gerichtet.