Auslaufmodell Autoradio - Nachrüsten ist schwieriger geworden

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Multifunktionale Soundsysteme der Autohersteller ersetzen mehr und mehr die klassischen Autoradios. Optisch fügen sich die teuren Alleskönner zwar perfekt ins Cockpit ein, selber Hand anlegen können die Autofahrer jedoch kaum noch.

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Zwei Klammern, ein Handgriff - und schon hatte man zu Zeiten eines Becker Mexico oder Blaupunkt Düsseldorf sein Autoradio ausgebaut. Die schwarzen Klangkästen waren lange Zeit Extras, die sich die meisten Autobesitzer nach und nach zusätzlich eingebaut haben. Heute hingegen gibt es komplexe Multimediasysteme ab Werk, die nicht nur deutlich teurer, sondern auch viel schwieriger auszubauen, geschweige denn auf- oder umzurüsten sind.

„Die Automobilindustrie bietet heute Cockpits aus einer Hand an“, sagt Roland Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationstechnik (gfu). Der Austausch eines Autoradios spiele in den Überlegungen der Kfz-Hersteller praktisch keine Rolle mehr. Viele spezialisierte Hersteller seien vom Endverbrauchermarkt verschwunden. Die Absatzzahlen für Autoradios seien von rund vier Millionen im Jahr 1994 auf eine Million im Jahr 2013 zurückgegangen.

Der Autofahrer hat beim Autoneukauf meist nur die Wahl zwischen zwei oder drei integrierten Radiosystemen, für die schnell 1000 Euro und mehr fällig werden. Die Option „Für ein Radio vorbereitet“ gibt es heute kaum noch. 98 Prozent aller Neuwagen laufen laut dem Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe bereits mit einem Radio vom Band, im Jahr 2000 lag diese Zahl noch bei 90 Prozent.

Wer sich heute mit seinem Radio ab Werk nicht zufrieden gibt, stößt als Bastler durch die deutlich komplexere Technik auf hohe technische Hürden. „Ich kann nur davon abraten, in diese neueren Systeme selbst einzugreifen“, sagt Helmut Schmaler vom Technikzentrum des ADAC. Aufgrund der komplizierten Elektronikverknüpfungen sollten Laien keine Veränderungen daran vornehmen, da dies auch die Sicherheit der Autos beeinträchtigen könne. Denn vielfach liefen heute über die als Radio bezeichneten Einheiten auch Fahrzeugdaten, die in die Steuerung eingreifen. „Wir haben es hier nicht mehr nur mit einer Plus-Minus-Verdrahtungen zu tun“, mahnt Schmaler.

Fachleuten hingegen ist es durchaus möglich, auch bei neueren Systemen Hand anzulegen, denn hinter den glänzenden Cockpitblenden stecken auch heute noch Geräte in genormten Größen. Bereits für rund 300 Euro gebe es eine Vielzahl an Autoradios mit einer sehr guten Ausstattung, sagt Peter Stelzel-Morawietz vom Magazin „GalaxyWelt“. „Vor allem bei Gebrauchtwagen ist das nachträgliche Aufrüsten nach wie vor eine gute und vor allem auch günstige Möglichkeit, sein Autoradio auf den neuesten Stand zu bringen.“

Funktionen wie Bluetooth oder das Abspielen gängiger Audio- und Videoformate sind heute bei den Infotainmentsystemen bereits Standard, daneben setzt sich das neue Digitalradio DAB+ auch im Auto immer mehr durch. Darüber können beispielsweise individuell zusammengestellte Verkehrsinformationen abgerufen werden. „Seit August 2012 ist dieses digitale Netz durchgängig verfügbar und damit auch für Autofahrer in ganz Deutschland nutzbar“, erklärt gfu-Sprecher Stehle. Daneben sei eine Schnittstelle bei Autoradios inzwischen Pflicht: „Was früher die Kassette war, ist heute ein USB-Anschluss.“

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