Biker-ABC für die Winterpause

Essen (dpa/tmn) - Auf zwei Rädern durch den Winter zu düsen, ist nicht jedermanns Sache. Wer sein Motorrad bis zum Frühjahr stilllegt, lässt es besser nicht lieblos unter einer Plane verschwinden - sonst sind nach ein paar Monaten Standzeit böse Überraschungen möglich.

Knapp die Hälfte der rund 3,8 Millionen Motorräder in Deutschland hat nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts ein Saisonkennzeichen am Heck. Der Vorteil: Ohne Behördengänge ist die Maschine automatisch für einen vom Halter bestimmten Zeitraum abgemeldet - oft von November bis Anfang März. Das verringert die Kosten für Steuern und Versicherung. Nachteil: Wer sein Krad im Winter nicht nutzt, muss sich im Herbst die Hände schmutzig machen und sein Bike auf die Pause vorbereiten. Sonst drohen Standschäden.

Worauf beim Einmotten eines Motorrads zu achten ist, wissen die Experten vom Institut für Zweiradsicherheit (ifz), Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM), des ADAC und der Versicherungswirtschaft. Aus ihren Tipps ergibt sich das folgende Biker-ABC für die Winterpause:

Aufbocken: Reifen können sich regelrecht kaputtstehen, wenn ein Motorrad wochenlang nicht bewegt wird. Haben die Pneus keinen Bodenkontakt, ist die Gefahr gebannt. Deshalb das Bike mit einem Spezialständer oder einer unter dem Motor platzierten Getränkekiste aufbocken. Das entlastet zugleich die Stoßdämpfer.

Batterie: Ausbauen, an einem frostgeschützten Ort aufbewahren und gelegentlich nachladen. Bei wartungsbedürftigen Akkus den Füllstand im Auge behalten und gegebenenfalls destilliertes Wasser nachgießen.

Chromteile: Verchromte Fahrzeugteile behalten ihren Glanz bis zum Frühjahr, wenn sie nach der letzten Ausfahrt aufpoliert werden.

Diebstahlversicherung: Der Diebstahl- oder Brandschutz der Kfz-Kaskoversicherung besteht bei Bikes mit Saisonkennzeichen während der Winterpause nur, wenn sie in einem „befriedeten Bereich“ stehen - etwa in einer Garage oder einem Hof mit Tor. Die Straße vor dem Haus ist ohnehin tabu: Solange ein Fahrzeug durch die Saisonbeschränkung abgemeldet ist, darf es nicht auf öffentlichem Grund parken.

Elektronik: Vor dem Batterieausbau lohnt es sich, alle Funktionen der Bordelektronik noch einmal zu testen. Defekte Schalter oder Glühbirnen lassen sich dann in Ruhe besorgen und austauschen.

Frostschutz: Teile des Kühlkreislaufs können platzen, wenn die Kühlflüssigkeit gefriert. Die Frostschutzkonzentration muss daher stimmen. Eine Messung ist in fast allen Werkstätten gratis möglich.

Gummiteile: Mit Pflegemittel aus dem Fachhandel oder Glycerin einreiben - so bleiben sie geschmeidig und bekommen keine Risse.

Helmpflege: Nicht nur das Motorrad braucht beim Einmotten Zuwendung, sondern auch die Schutzkleidung. Der Helm kann mit Wasser und etwas Spülmittel von Fliegenresten und anderem Schmutz befreit werden. Hose, Jacke, Handschuhe und Stiefel ebenfalls reinigen.

Inspektion: Steht im Frühjahr eine Inspektion an, diese ruhig vor der Winterpause machen lassen. Denn beim Saisonstart ist es wegen des großen Andrangs meist schwieriger, einen Werkstatttermin zu bekommen.

Konservieren: Unlackierte Metallteile am Motorrad lassen sich mit speziellen Konservierungssprays vor Flugrost schützen. Ein Tipp für Sparfüchse: Mit einem leicht öligen Lappen überwischen hilft auch.

Lackschäden: Kleine Löcher im Lack begünstigen die Rostbildung. Das Krad sollte gründlich danach abgesucht werden. Für die Beseitigung kleinerer Schäden reicht in der Regel ein Lackstift.

Motoröl: Wer am Saisonende einen Ölwechsel macht, sollte den Motor mit dem Kickstarter oder Anlasser ein paar Mal durchdrehen, damit das frische Öl verteilt wird. Und: Immer auch den Ölfilter erneuern.

Nachfetten: Kette, Lager und bewegliche Teile gründlich schmieren.

Offenlegen: Luftfilterdeckel abnehmen, Filter bei Bedarf säubern.

Probeläufe: Wie wohl der neue Sportauspuff klingt, der unterm Weihnachtsbaum lag? - Mit dem „Soundcheck“ warten Motorradfahrer lieber bis zum Frühjahr. Denn bei kurzen Probestarts kann sich Kondenswasser im Motor sammeln, das die Rostbildung begünstigt.

Reifendruck: Der Reifendruck sollte bei längerer Standzeit um 0,5 bar erhöht werden. So bleiben die Gummis in Form und nehmen keinen Schaden. Das gilt vor allem für Bikes, die nicht aufgebockt werden.

Service: Am besten überstehen Zweiräder die kalten Monate überdacht. Wer weder Garage noch Carport hat, sollte seinen Händler fragen. Denn viele Werkstätten bieten einen Überwinterungsservice an.

Tanken: Blechtanks bis zur Oberkante auffüllen - das schützt vor Rost. Der ADAC rät zu Benzin mit maximal fünf Prozent Ethanol (E5), denn Ethanol bindet Wasser. Plastiktanks sollten möglichst leer sein, da Spritbestandteile durch die Tankwand entweichen können.

Umbauten: Lange Winterabende eignen sich prima für Bastelarbeiten am Bike - zumal Zubehörteile außerhalb der Saison oft günstiger sind.

Vergaser: Bei Maschinen mit Vergaser die Schwimmerkammern leeren, um klebrigen Spritrückständen vorzubeugen. Dafür am Ende der letzten Fahrt den Benzinhahn schließen und den Motor laufen lassen, bis er abstirbt. Oder den Kraftstoffrest über die Ablassschraube entfernen.

Waschen: Eine gewissenhafte Fahrzeugwäsche vor dem Einmotten ist Pflicht - aber nicht mit Hochdruck: Dampfstrahler können Wasser in Lager und elektrische Bauteile pressen und sie zerstören.

Zudecken: Atmungsaktive Spezialplanen schützen vor Staub und Nässe. Auf keinen Fall gewöhnliche Plastikfolien verwenden, denn darunter sammelt sich Schwitzwasser und lässt Rost aufblühen.