Bloß nicht die Nerven verlieren - Tipps für Fahranfänger

Bonn/Berlin (dpa/tmn) - Die Parklücke am Fahrbahnrand ist gefunden. Nur das Einparken im Rückwärtsgang klappt noch nicht so gut. Schon hupt der Erste und beginnt zu drängeln. Wenn sich Fahranfänger dadurch aus der Ruhe bringen lassen, begehen sie einen Kardinalfehler.

Die Führerscheinprüfung ist gemeistert, schon warnen die Eltern: „Fahr vorsichtig!“. Nur was soll das heißen? Gerade Anfänger müssen mehr als die Regeln der Verkehrssicherheit befolgen, sagt Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR): „Zum Beispiel die Nerven behalten, wenn nicht gleich alles so rund läuft wie noch mit dem Fahrlehrer an der Seite.“ Das falle jungen Leuten meist besonders schwer.

„Autofahren ist eine komplexe Sache: Schalten, Gas geben, bremsen, blinken - es dauert, bis das alles Routine ist. Und ohne die wird es in unübersichtlichen Verkehrssituationen sehr schnell stressig“, erklärt Rademacher. Vom Hupen anderer Verkehrsteilnehmer dürfen sich Anfänger nicht einschüchtern lassen, betont Gerhard von Bressensdorf von der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF). „Da muss man hart sein und sich alle Zeit nehmen, die man braucht.“

Neulingen fehlt schlicht die Übung, auch wenn die Fahrausbildung in Deutschland solide ist. „Um gut zu werden, müssen Anfänger fahren, fahren, fahren“, sagt DVR-Experte Rademacher. Besonders gut sind junge Fahrer der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zufolge auf den Verkehr vorbereitet, wenn sie schon vor der Volljährigkeit das begleitete Fahren mit 17 Jahren (BF17) genutzt haben.

Nach den Erkenntnissen des Statistischen Bundesamtes war im Jahr 2012 bei den 18- bis 24-jährigen Autofahrern überhöhtes Tempo die häufigste Unfallursache (19,4 Prozent), gefolgt von Abstandsfehlern (10,2 Prozent). Wenn junge Pkw-Fahrer an Unfällen mit Verletzten oder Toten beteiligt waren, trugen sie zu zwei Dritteln die Hauptschuld.

Das Unfallrisiko sei nicht zuletzt auch Typsache, stellt Hardy Holte von der BASt fest. Er unterscheidet in einer aktuellen Studie sechs Lebensstilgruppen, von denen der autozentrierte Typ - das ist etwa jeder zehnte junge Fahrer - der am meisten gefährdete Kandidat ist. „Für ihn spielen Autos und das Fahren eine herausragende Rolle im Leben“, erklärt Holte. Der autozentrierte Typ hält sich auch ohne Erfahrung für einen talentierten Fahrer, er liebt das Tempo und neigt zu aggressivem Verhalten. „Fast 39 Prozent der 17- bis 24-jährigen in dieser Gruppe hatte schon einmal einen Unfall“, fand Holte bei der Befragung von 1040 jungen Fahrern im Alter bis 24 Jahre heraus.

Ein deutlich geringeres Unfallrisiko haben dem BASt-Psychologen zufolge der draufgängerische Action-Typ, gefolgt vom modebewussten Beauty-Fashion-Typ, vom kulturinteressierten, kritischen Typ und vom häuslichen Typ. Am wenigsten passiert erstaunlicherweise dem kicksuchenden Typ - rund 15 Prozent in seiner Gruppe hatte bereits einen Unfall. „Dieser Typ war früher stärker gefährdet, er sucht den Kick aber offenbar heute nicht mehr im Straßenverkehr, sondern stattdessen zum Beispiel in Extremsportarten“, sagt Holte.